Novo iz Formina
Abstract
Der Beitrag bringt neue Beobachtungen, die bei einer grösseren Notgrabung in Formin gesammelt wurden. Formin ist ein Ort, der an der Stelle liegt, wo der Fluss Pesnica vom Norden kommend in die Drava (Drau) mündet, 12 Km östlich von Ptuj (antikes Poetovio) und wo schon vor Jahrzehnten durch Zufall La Téne- und frührömische Gräber entdeckt und auch zerstört wurden. Durch den Bau eines Elektrokraftwerkes wurden grössere Flächen des noch zu vermutenden Gräberfeldes gefärdet. Man musste da auch die Zusammenhänge des Gräberfeldes mit der Strasse und mit der Siedlung klären. So sind im ersten Kapitel die Angaben über die Fundstelle gesammelt, die alten und die neuen Beobachtungen einigermassen geordnet und die stratigraphischen Gegebenheiten erörtert. Dieselben haben ermöglicht die Grabungen zu begrenzen. Das Gräberfeld wurde nähmlich teilweise schon durch die Erosion zerstört, und hat sich entlang der römischen Strasse gegen Westen nicht über die Stelle verbreitet, wo vor Jahrzehnten die ersten Gräber gefunden worden waren. Am östlichen Ende des Gräberfeldes befanden sich jedenfalls schon die Gebäude. Im zweiten Kapitel sind die Beobachtungen zum Verlauf der römischen Hauptstrasse durch das Gräberfeld und zur Flussübersetzung gegeben. Bei den Grabungen stellte es sich nämlich heraus, dass die Strassenreste relativ schwach erhalten waren und zum Teil in einer abgezweigten Linie zu Gebäuden und nicht dem Fluss direkt zustrebten. Im Areal des Gräberfeldes waren die Reste solcher Art (Abb. 2 und 4), dass sie uns zu vermuten erlaubten, das Gräberfeld sei von einer gepflasterten Abzweigung der Hauptstrasse durchgekreutzt gewesen. Im dritten Kapitel werden die Gräber und das Gräberfeld beschrieben. Durch die Notgrabung wurde der grösste Teil des noch erhaltenen Gräberfeldes aufgedeckt. Die Gräber lagen 0,3—1,1 m tief und waren ausnahmslos Brandgräber. Im Gräberfeld ist kein System nach der Chronologie und nach der Auswahl der Beigaben festzustellen, obwohl die meisten frühen Gräber aus dem schon vor Jahrzehnten zerstörten westlichsten Teil des Gräberfeldes stammen. Vereinzelt wurden Spuren von hölzernen Grabkisten (Eisennägel) oder hölzernen Deckplatten festgestellt; im Grab 16 wurde ein Dachziegel als Deckplatte benützt. Die in den Schotter eingetieften Grabgruben zeigten öfters Spuren von Umrandungen mit Kieselsteinen. In den Gräbern wurden 3 bis 12 Beigaben festgestellt, absichtlich beigabenlose Gräber konnte man nicht mit Sicherheit feststellen. Zweifelsohne konnte man aber auch feststellen, dass einige Beigaben als zerstört ins Grab kamen (etwa als Spuren eines Totenmals- Gräber 22, 34, 37 u. 62) oder dass sie absichtlich beschädigt waren (Gräber 32, 50, 55). Die Tiefenunterschiede sind für die Interprätation der Gräber unbedeutend, wie es sich herausgestellt hatte. Die Gräber 12 und 28 (beide sehr nahe an der Strasse liegend) stammten aus der frühesten Eisenzeit und fallen nach dem Alter weit aus dem Rahmen des übrigen Gräberfeldes. Der Form und der Logik der Bestattungen nach sind aber beide (obwohl in der Römerzeit zerstört) ganz den anderen Gräbern entsprechend. Danach sind wir der Meinung nahe, dass es sich in Formin um eine langwährende Siedlungskontinuität im inhaltlichen und formellen Sinn handelt. Im weiteren Kapitel werden die Beobachtungen an einem Grundstück erörtert, das weiter gegen Osten angrenzt. Dort konnte man die Teile eines grösseren, zum Teil mit Kanalheizung versehenen Gebäudes feststellen, das mehrere Räume, aber nur eine Bauphasis aufwies. Das Gebäude gehörte nach den spärlichen Kulturresten schon in die nachmarkomannische Zeit, also in die 2. Hälfte des 2. oder zu Anfang des 3. Jahdts. Es war also jünger als es das jetzt erforschte Gräberfeld war. Im letzten Kapitel werden die Funde interprätiert. Die Datation der Gräber konnte man auf den ersten Blick, da es sich doch um provinzielles Material handelte, als zu präzise bezeichnen. Sie wurde aber nach genauen Studium der Beigaben, der Grabeinheiten, der Gegenstände in den Schichten beim Gebäude und des Materials, der vor Jahrzehnten zerstörten Gräber, aufgestellt. Man konnte keinesfalls, ausser bei einigen Sigillataimitationen nach den frühaugusteischen Formen (Gräber 31, 32, 61), keine zu grossen Retardationen nach dem Formenwechsel anderswo im Imperium feststellen. Der Verkehr durch Formin war gross und rege. Zuerst werden die Beigaben dem Ziel der Verwendung nach analysiert. Man konnte beobachten, dass die Beigaben vorwiegend dem Essen und den Getränken gewidmet waren. Danach werden die typologischen Unterschiede bzw. Entwicklungsstufen der einzelnen Gegenstände erörtert. Auf die Zusammenstellung von Typentafeln wurde absichtlich verzichtet, da das Inventar des Gräberfeldes genug klein und auch so klar zu überblicken ist. Bei den Krügen muss man annehmen, dass der beste Stützpunkt für die Datation die Form des Körpers ist : klare geometrische Formen mit scharfen Übergängen zeugen noch für das 1. Jhdt., schlankere Formen mit weichen Übergängen sind dem 2. Jhdt. eigen. Mundprofilierungen, anderswo dem 1. Jhdt. eigen, leben in Formin relativ lang, Ringfuss ist mit keiner besonderen Zeit verbunden. Auch in Formin scheinen Tellerwände im Laufe der Zeit steiler geworden zu sein. Die Kochtöpfe, die zum Teil als Urnen verwendet wurden, zeigen im Laufe der Zeit ein verschwinden des Halses. Im Grab 34 und 15 dürfte man in der Randprofilierung vielleicht eine dem poetovienser Territorium eingene Zwischenstufe zwischen dem Auerbergtopf und dem Topf mit der horizontal ausgedehnter Lippe sehen. Die eiförmigen Töpfe bzw. Urnen, die zum Teil auch dem Territorium von Poetovio eigen sind, zeigen aber eine den Krügen engegengesetzte Entwicklung: sie werden mit der Zeit klarer profiliert (Gräber 32, 50 im Gegensatz zu Grab 14). Weiter dürfte man die mehr profiliert ausgebildeten linsenförmigen Körper der Dreifussschalen als älter (Grab 24) bezeichnen. Die erwähnten Sigillatenimitationen nach den frühen Formen muss man als eine ausgesprochene Retardation betrachten, die roten Drag 35 und 36 Schälchen jedenfalls wurden, unserer Meinung nach, für den Verbrauch in Formin gleichzeitlich mit den norditalischen Originalen hergestellt, nur die grösseren grauen oder geflammt bemalten muss man schon als späte Ausläufer des Typus betrachten. Die feinwändigen Schälchen, Lampen und das Glass sind in so kleinen Mengen vorhanden, dass wir nicht im Stande sind für sie örtliche Chronologie in Formin aufzustellen. Vielleicht scheinen die weicher modellierten feinwändigen Schälchen, die man allerdings wegen der Fabrikationsunterschiede mit den mediterranen Materialien als ein provinzielles Erzeugniss betrachten muss, jünger zu sein (Gräber 54, 56 u. B. im Gegensatz zu 35 oder 37). Die formellen Unterschiede an Fibeln konnte man in unserem Gräberfeld nicht als zeitgebunden betrachten (z. B. Gräber 29 und 30). Eine besondere Charakteristik des Fundgutes aus Formin ist die geflammte Bemalung der Keramik. Zu ihrem Entstehen und Entwicklung kann man mit den Angaben eines Gräberfeldes natürlich nichts beisteuern. Das Gräberfeld scheint, wegen der starken einheimischen Besonderheiten im Material, Besonderheiten, die sich aber genug unter dem Einfluss der echten römischen Zivilisation befanden, Bestattungen von der einheimischen Bevölkerung zu erhalten. Diese Einheimischen waren aber vom Leben der wichtigen Verkehrsader Poetovio—Mursa—Sirmium sehr abhängig.
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