Polmesečaste fibule. O kulturnih povezavah med Egejo in Caput Adriae
Abstract
Den Ausgangspunkt der Untersuchung stellt die Halbmondfibel, einer der sogenannten Leittypen der alteren Hallstattzeit im Sudostalpenraum dar, denn an ihr konnen beispielhaft einige Fragen zu den Kulturbeziehungen in Siidosteuropa aufgezeigt werden. Nach G. Kossack1 haben sich mit den Halbmondfibeln noch S. Gabrovec,2 der nur die zweischleifigen Fibeln behandelt hat, und R. de Marinis und M. Guštin3 beschaftigt. Im Gebiet von Caput Adriae und in ihrem Hinterland zeigen sich deutlich zwei Gruppen der Halbmondfibeln, beide treten in mehreren Varianten auf. Die einschleifigen Fibeln mit einem verhaltnismassig schmalen Biigel streuen zwischen Etsch (Adige) - Tal und Ljubljana (Abb. 1). Die seltenen Fibeln mit einem breiten verzierten Halbmondbiigel aus den inneralpinen Talem Tirols sind eine spate Variante dieses Fibeltyps (Abb. 16). Eine weitere Variante der einschleifigen Halbmondfibeln stellen die Fibeln dar, deren breiter verzierter Biigel noch mit Tierfigiirchen geschmiickt ist. Sie sind jenseits der Alpen verbreitet, in Hallstatt und in Bayern (Abb. 7). Die zweite Gruppe von Halbmondfibeln bilden die zweischleifigen, die vom Soča-Tal bis zur unteren Donau jenseits des Eisernen Tores verbreitet sind. Auch hier sind mehrere lokale Varianten deutlich zu erkennen (Abb. 1, 5-7, 9). Die einschleifigen Halbmondfibeln findet man ausser in den schon erwahnten Gebieten (Caput Adriae und Alpennordrand) noch in Siiditalien - in Apulien, Kampanien und Sizilien, dann in der Agais, wo man zwischen einer agaischen Gruppe, die sich zwischen Kreta und der Siidwestkiiste Kleinasiens erstreckte, und einer bootischen bzw. attisch-bootischen Gruppe unterscheiden muss (Abb. 2). In Kleinasien bzw. Anatolien gibt es eine phrygische Gruppe, und weiter ostlich noch eine kaukasische Gruppe (Abb. 2). Stellen wir nun die Frage nach der Chronoiogie der einzelnen Gruppen. Aufgrund der Graber aus Škocjan (Gombač 183)5"6 und Tolmin (Grab 441)7 scheint es gerechtfertigt das Auftreten der einschleifigen Halbmondfibeln dieser Art im Gebiet von Caput Adriae im 9. Jh. zu suchen. Wie die Graber aus Škocjan und Este zeigen, bleiben diese Fibeln bis in das friihe 7. Jh. in Mode. In den inneralpinen Talern bleiben sie in einer lokalen Variante bis in die Stufe Ha D hinein in Gebrauch.10 Besonders interessant scheinen die Fibeln aus Hallstatt zu sein, da dort ganz lokal gepragte Varianten der Halbmondfibeln vorkommen (Abb. 13)." In Siiditalien ist das alteste Stuck aus Mulino della Badia bekannt.1" Die Halbmondfibel aus Andria bei Bari stammt aus einem Fundkomplex, der sich in das 8. Jh. datieren lasst. Der Form nach ahnelt sie sowohl den Fibeln aus Egna als auch denen aus Xanthos. Das Ornament ist mit dem der Fibeln aus Peterbiihel bei Vols, Bled, Ephesos und Pherai zu vergleichen.1'1 Die Fibeln aus Capua und Suessula datiert W. Johannowsky in die Stufe Capua II a. Bemcrkenswert ist die Ahnlichkeit zwischen den Fibeln aus Suessula und Stična (Abb. 11), darum ist auch eine ahnliche Zeitstellung sehr wahrscheinlich, wahrend die Fibeln aus dem Grab 94 aus Hallstatt jiinger sind.14 Die kleinen Halbmondfibeln aus der Agais vom Typ II e nach Blinkenberg bzw. II d nach Sapouna Sakellarakis bzw. II f 2 nach Caner stammen entweder aus Grabern oder aus Heiligtiimern. Die kretischen Tholoi-Graber, besonders das aus Fortetsa, und die Graber aus Lefkandi sind in das 10. bis 9. Jh. zu datieren, wahrend die Tempelfunde ein Fortleben dieser Variante der Halbmondfibeln in das 8. bis 7. Jh. vermuten lassen.'s Eine entwickeltere Variante der Halbmondfibel stellen die bootischen Fibeln, Typ IX 1 nach Blinkenberg bzw. IX d nach Sapouna Sakellarakis dar. Coldstream datiert sie in die spiit-geometrische Zeit, einige Exemplare weist er sogar in die subgeometrische Zeit. Fiir ihre Zeitstellung und ihr Auftreten scheinen die Graber aus Lefkandi wichtig zu sein. Die Fibeln aus dem Grab 41 aus Kerameikos aus Athen stellen namlich eine Sonderform dar und konnten nicht fiir die Daticrung der bootischen Halbmondfibeln verwendet werden.17 Eine lokale Variante der Halbmondfibeln ist aus dem nordkaukasischen Bereich bekannt. Muscarella schlug fiir sie eine Datierung in das 7. bis 6. Jh. vor, was man zur Diskussion stellen solite.18 An die kaukasischen Exemplare erinnert eine Halbmondfibel aus Vergina, die von Andronikos in das friihe 8. Jh. gestellt wurde.19 In Anatolien bzw. Phrygien sind die zwei Haupttypen der Halbmondfibeln mit mehreren Varianten vertreten. Die Verwendungszeit der Fibefn vom Typ XII 7 A und 7 nach Muscarella bzw. vom Typ A I, 1-2 nach Caner ist durch den Tumulus W und Kortes' Hiigel III markiert. Das Auftreten der Fibeln mit Buckeln vom Typ XII 9 nach Muscarella bzw. Typ A IV, 1-4, nach Caner wird in die Mitte des 8. Jhs. gesetzt. In der Variante A IV 4 nach Caner blieben sie noch in der erste Halfte des 7. Jhs. in Mode.20 Dieser chronologische Uberblick zeigt deutlich, dass die agaischen Halbmondfibeln schon im 10. bis 9. Jh. auftraten, somit stellen sie zur Zeit die altesten Exemplare vor. Wenig spater, spatestens im 9. Jh. sind sie schon im Gebiet von Caput Adriae bekannt geworden. Diese stehen auch typologisch den agaischen Fibeln am nachsten. Ab Mitte des 9. Jhs. sind attische, um 800 schon bootische, phrygische und sehr wahrscheinlich auch kaukasische Varianten ausgebildet. Danach kann man lokale Entwicklungen verfolgen. Kehren wir zu den zweischleifigen Halbmondfibeln zuriick. Die zweischleifigen Halbmondfibeln mit sanduhrformigem Fuss, meistens aus Eisen, sind von Oltenien / von der unteren Donau (Balta Verde, Basarabi) bis zu den Ostalpen (Kalendenberg, Tolmin) verbreitet (Abb. 4: 1, 8, 9; 5). Wenn man diese Fibeln mit den phrygischen Fibeln vom Typ A I, 1-2 vergleicht, kommt ihre Ahnlichkeit unverkennbar zur Geltung. Ihr Vorbild mochte man gern in den Phrygischen Fibeln sehen, was aber wegen ihres gleichzeitigen Auftretens sowohl auf dem Balkan als auch in Phrygien noch nicht zu klaren ist.21 Der sanduhrformige Fuss ist kennzeichnend auch fiir die anderen Varianten der zweischleifigen Bogenfibeln, deren Kerngebiet an der unteren Donau zu suchen ist. Da sie nicht alter als aus dem friihen 8. Jh. sind,23 bleibt die Frage der eventuellen Prioritat der Entstehung noch offen. Dass Verbindungen zwischen der Phrygien und dem Balkan bestanden, zeigen z. B. auch einige Bronzegefasse (Sofronievo, Beograd, Glasinac) und Gefasse mit Tierprotomen, die als Nachahmungen von Bronzekesseln mit den Tierprotomen zu betrachten sind.24 So mochte man gern in der Donau eine »Verkerhsader« zwischen dem ostlichen Mittelmeer /Schwarzen Meer/ und dem Balkan bis zu der Mitteleuropa /Karpatenbecken/ sehen. Einen ostlichen »Verbreitungsschwerpunkt« kann man auch bei den Halbmondfibeln mit Randverzierung beobachten (Abb. 6). Interessant dabei ist, daB z. B. die Fibel aus Bled (Abb. 17) die Charakteristika von diesem Typus mit der von einschleifigen Fibeln vereinigt. Auch fiir diesen Typ von Fibeln kann man eine Datierung in das spate 8. und friihe 7. Jh. annehmen.25 Die nachste typische Gruppe der zweischleifigen Halbmondfibeln ist durch einen breiten, mit Buckeln verzierten Biigel gekennzeichnet. Auffallend ist, dass sie eigentlich nur auf das westliche Slowenien beschrankt ist (Abb. 3, 7). Die alpinen Exemplare sind namlich mit punzierten Kreisaugen verziert, was auch fiir die westhallstattische Variante der einschleifigen Halbmondfibeln gilt.26 Im Vergleich mit den anderen Typen der Halbmondfibeln gewinnen sie erst in der 1. Halfte des 7. Jhs. an Bedeutung.27 Eine lokale Entwicklung aus den alteren Fibeln erscheint zwar am plausibelsten,28 aber eine lokale Nachahmung der phrygischen Fibeln mit Buckeln vom Typ XII nach Muscarella ist ebenfalls nicht auszuschliessen. Dafiir fehlen jedoch Beweise. Die Halbmondfibeln sind nicht der einzige Nachweis von Verbindungen zwischen dem Caput Adriae und der Agais. Ein zusatzliches Argument kann man in den eisernen Schwertern sehen, die aus der Škocjan-Mušja jama (Fliegenhohle - Abb. 8: 3) und aus Brno-Obrany stammen. Es handelt sich namlich um einen Typ von Schwertern, der in Griechenland zu den Leittypen der geometrischen Zeit gehohrt.30"31 Ahnliches gilt auch fur die eisernen Lanzenspitzen aus der Skocjan-Mušja jama (Abb. 8: 4-5), fiir die die besten Vergleichsstiicke in Makedonien und in der Agais zu finden sind.32 In dem Votivhortfund von Škocjan befinden sich auch Fragmente von Kegelhelmen (Abb. 8 : 1 ) die zwar von Picenum bis Slowenien streuten, ihre Vorbilder aber auf Kreta und im Nahen Osten haben.33 Zu den Hinweisen fiir die Ost-West Beziehungen gehoren noch einige Typen von Glasperlen,' ein protokorinthischer Skyphos aus Pula35 und ein Fragment einer Fibel aus Golasecca, die zum Typ H der phrygischen Fibeln nach Caner gehort. Aus Italien sind noch andere phrygische Fibeln bekannt, so z. B. aus Pithecusae, Contrada Madonella bei Siris, S. Maria d'Anglona und Riserva del Truglio.37-38 Diese Fibeln sind deswegen von Bedeutung, weil sie auch in den griechischen Heiligtumern vorkommen, und weisen darauf hin, dass es in dieser Zeit zu einer »Offnung« Phrygiens zum Westen gekommen ist (Abb. 9). Gewisse Zeugnisse dafiir bringen auch die literarischen Quellen.39"40 Einen zusatzlichen Beweis fiir die Kontakte zwischen Caput Adriae und der Agais birgt das bekannte Panzergrab aus Stična (Abb. 10). Vermutlich ostgriechischer Herkunft ist die Bronzephiale,41 nach ostlichen bzw. griechischen Vorbildern sind sehr wahrscheinlich der Bronzepanzer42 und der Beschlag eines Helmes (Abb. 10: 2)43 gefertigt worden. Dazu mochte ich noch die Knotenfibel und den Blechgiirtel hinzufiigen. Die Fibel hat ihre besten Vergleichsstiicke in einigen Fibeln vom Typ J III und N III nach Caner (Abb. 10: 3) Ihr Hauptverbreitungsgebiet stellt Phrygien und die ostgriechische Kiiste Kleinasiens dar. Sie werden dem ausgehenden 8. Jh. und der 1. Halfte des 7. Jhs. zugewiesen.44 Interessant dabei ist, dass einige Fibeln zusammen mit phrygischen Giirteln gefunden worden sind, zu denen gewohnlich ein Griffbiigel gehort, der jenem der Fibeln sehr ahnelt. In diesem Sinne ist vielleicht die Kombination von der Fibel und dem Blechgiirtel aus Stična zu verstehen (Abb. 10: 3-4).45^6 Konnte man in dem Krieger von Stična einen lokalen Herrscher, der nach phrygischer Art47 gekleidet wurde, vermuten? Wie ist er dazu gekommen und was steckt dahinter? - Das sind noch unbeantwortete Fragen. Aus diesen seltenen Mosaiksteinchen kann man zwar keine Schliisse iiber die Verbindungen zwischen dem Caput Adriae und der Agais Ziehen, doch zeigt sich eine Grundtendenz. Die friiheren Beziehungen aus dem 9. bis 8. Jhr. fanden ein anderes, breiteres Echo auf kulturellem Niveau (z. B. in der Tracht / Halbmondfibeln / und in der Technologie / Anfang der Eisenbearbeitung/) als die spateren wahrend des 7. Jhs., als diese nur in den Grabern der »Oberschicht« spiirbar sind. So liegt die Vermutung nahe, dass sich in dieser spateren Epoche die Kontakte auf einem anderen Niveau entwickelt haben, und vielleicht mehr auf Handelsbeziehungen liegen. Stellen wir noch die Frage nach der Aussage der Halbmondfibeln. In Phrygien sollen sie zur Tracht der Aristokratie gehort haben. Es ist interessant, dass die Fibeln vom Typ XII 7 nach Muscarella in dem Hiigel W in Gordion vorkommen, in dem eine jiingere Person, sehr wahrscheinlich weiblichen Geschlechts, bestattet wurde.48 Als beruhmtes Beispiel konnte man auch das Relief von Ivriz aus der Zeit um 735 anfiihren. Dargestellt ist der Konig Warpalawas (der eine Fibel tragt) vor einem Vegetations- bzw. Fruchtbarkeitsgott.49 Aus den sparlichen Angaben sei der Schluss erlaubt, dass in der Agais und in Griechenland die Halbmondfibeln vorwiegend in den Grabern von Frauen und Kindern vorkommen, so z. B. in den schon erwahnten Grabern von Kerameikos, Lefkandi, Vergina usw.50 Andererseits sind sie als Votivgaben in Heiligtiimern vom 8.-7. Jh. geweiht worden. Auffallend ist, dass es sich stets um sogenannte Frauenheiligtiimer handelt, wie das Athene-Heiligtum von Ialisos auf Rhodos, die Artemis-Heiligtiimer von Ephesos, Pherai, Ikaria, sowie das Afaia-Heiligtum von Aigina. Einen weiteren Hinweis zum Verstandnis ihrer Aussage birgt vielleicht die Darstellung auf Londons bootischer Fibel. Deutlich zu erkennen sind der Herr und die Herrin der Tiere. Einerseits Herakles im Kampf mit dem Lowen - ein Herr der Tiere, ein »chthonisch-olympisches Doppelwesen«, wie ihn zuletzt W. Burkert bezeichnete.5" Andererseits Potnia theron - die Herrin der Tiere ist hier mit den Gansen oder sogar Schwanen vergesellschaftet, aber auch Schlangen sind abgebildet. Die Wasservogel als Attribute der Potnia theron symbolisierten die Herrschaft iiber Wasser und Fruchtbarkeit, besonders die Schwane stehen eng mit der Geburt und dem Gebaren in Zusammenhang. Was die Schlangen, chthonische Wesen betrifft, sind sie als Symbol von Leben und Tod zu verstehen. Die Schlange spielt aber auch bei den Mysterien der Geburt eine gewisse Rolle und ist eine Wachterin der Kinder.53 Die Rolle von Potnia theron geht in archaischer Zeit auf verschiedene griechische Gottinnen iiber: die bedeutendste und ausgepragteste ist Artemis, aber auch im Athena-Heiligtum in Lindos auf Rhodos und im Heraion von Samos wurde z. B. einer friihen Potnia theron geopfert.'4 Trotz der sehr seltenen bekannten Grabern aus Italien scheint es, dass die Halbmondfibeln auch hier zur Frauentracht gehort haben, was die Graber aus Suessula und Riserva del Truglio zeigen. Die Halbmondfibel aus Suessula ist mit Wasservogeln geschmiickt. Wie schon erwahnt sind die Fibeln aus Stična und Hallstatt der aus Suessula sehr ahnlich. Auf der Fibel von Stična befindet sich eine Ente mit Hornern (Abb. 11, 12). Wenn man dieses Attribut des Wasservogels zu verstehen versucht, dann darf man nicht iibersehen, dass Artemis mit einem Beinamen Tauropolos benannt wurde.56 Die Fibeln aus Hallstatt, die auch zur einen Frau gehorten, sind in der Form einer Sonnenbarke mit den Vogeln und den zwei Pferden gestaltet. Das Pferd ist eines der Begleiter der Potnia theron - hippon, ein Symbol des Chthonischen. Solch eine Herrin der Tiere wurde Artemis Orthia.51 Ahnliche Symbolik ist auch aus den anderen alpinen-bayerischen Halbmondfibeln zu entnehmen. Auf den Fibeln sind nach irgendeiner Regel entweder Wasservogel/ Schwane oder Hunde abgebildet. Ahnlich wie Wasservogel gehoren Hunde zu den Begleitern der Herrin der Tiere, Artemis, wenn sie als Gottin der Jagd, als Herrin iiber den Tod, ihre Beute erlegt.58 Bemerkenswert ist, dass sowohl in Hallstatt als auch in Bayern diese Fibeln nur in Frauengrabern vorkommen, bis jetzt mit nur einer einzigen Ausnahme.59 Einen besonderen Aspekt in der Problematik zeigt die Verbreitung der Graber mit Halbmondfibeln in dem Graberfeld von Hallstatt. Sie sind iiber die ganze Nekropole »verstreut«. Man kann vielleicht in der Gruppierung der Graber einzelne (Sozial) gruppen innerhalb des Graberfeldes vermuten. Zu diesen Gruppen wird jedoch fast immer eine Frau mit Halbmondfibeln gehort haben (Abb. 13). Auch in dem Gebiet vom Caput Adriae befinden sich Halbmondfibeln mit nur wenigen Ausnahmen meist in den Grabern von Frauen, Jugendlichen und Kindern.61-62 Bemerkenswert ist auch ihre Verbreitung in einzelnen Graberfeldern, so z. B. in Brežec bei Škocjan und Križna gora (Abb. 15), wo man eine Ahnlichkeit in der Struktur der Graberfelder mit der von Hallstatt feststellen konnte. In dem Graberfeld von Križna gora sind einzelne Gruppen der Graber erkennbar, zu denen em oder zwei Mannergraber gehoren, die von mehreren Frauengrabern in verschiedener Trachten und Grabern unbestimmter Geschlechtszugehorigkeit umgeben sind (Abb. 14). So liegt die Vermutung nahe, dass diese Gruppen die Sozialeinheiten z. B. im Sinne einer Familie darstellen. Zu den einzelnen Gruppen gehorte nach einer »Regel« auch eine Frau mit der Halbmondfibel (Abb. 14).63 Auch im Graberfeld von Brežec bei Škocjan sind mehrere Gruppierungen von Grabern erkennbar. In zwei Fallen haben die Graber mit den Halbmondfibeln innerhalb der einzelnen Gruppen eine besondere zentrale Lage. Bei der ersten Gruppe handelt es sich um die Graber Sua 183 und 186, die sehr wahrscheinlich unterschiedlichen Generationen gehoren, bei der zweiten um das Grab Gombač 47, die von bescheiden ausgestatteten Grabern, meistens weiblichen Charakters, umgeben sind (Abb. 15). Diese Tatsache weist auf einen anderen, bedeutenden Status der Graber mit Halbmondfibeln hin. Eine andere Position haben die Graber ' a 259 und Gombač 150, die in der Nahe der Kriegergraber liegen. Diesen Kriegern, bewaffnet fnit Schwertern, mochte man wegen ihrer dichten Gruppierung gern eine fiihrende Rolle innerhalb des Graberfeldes (bzw. der Gemeinschaft) zuschreiben. Und zu dieser Sozialgruppe hat auch eine Frau mit der Halbmondfibel gehort. Die anderen Schwertgraber und Graber mit Halbmondfibeln befinden sich namlich verstreut im Graberfeld. Die Halbmondfibelgraber negen aber ofters in der Nahe der Doppelgraber und Mannergraber mit Nadeln (Abb. 15). DemgemaB zeigt sich innerhalb des Graberfeldes von Brežec bei Škocjan auch eine gewisse Hierarchie: eine fiihrende Rolle hatte der Kriegergruppe mit Schwertern inne (Gombač 124 und zugehorige Bestattungen), die Mehrheit stellen die Gruppen mit je einem Schwertgrab, anderen Mannergrabern (mit Nadel) und Frauengrabern mit unterschiedlicher Trachtausstat- D i e dritte Gruppierung wird von den Grabern meist weiblichen Charakters gebildet (Sila 3-186 & Co, Gombač 47 & Co). Es ist interessant, dass die Graber mit den Halbmondfibeln in alien Sozialgruppen vertreten sind (Abb. 15).64 Trotz Verschiedenheiten in den beiden Graberfeldern, die sehr wahrscheinlich lokal bedingt sind, kann man eine ahnliche Struktur feststellen: es zeigen sich gewisse Grabgruppierungen, uie als Sozialeinheiten (im Sinne einer Familie oder Sippe) anzusehen sind, in denen die uniende Rolle gewohnlich von einem Mann eingenommen wurde. In fast jeder Gruppe ist auch eine Person mit Halbmondfibel vertreten. Einen Schritt weiter hilft uns das Grab 1229 aus Most na Soči/ Santa Lucia, das auch eine zentrale Lage innerhalb einer Gruppe der Graber inne hat. So mochte man gern an eine ahnliche ruktur w i e i n Križna gora oder Škocjan denken. Auf eine besondere Stellung dieses Grabes weist neben der Halbmondfibel noch ein Schliissel hin.66 Im Gebiet von Caput Adriae und Ustalpen findet man den Schliissel nur in seltenen reich ausgestatteten Grabern, wie z. B. im ^ r a b mit Wagelchen von Ca Morta, Como, im Grab Benvenuti 277 aus Este und in den Hortfunden wie z. B. in dem aus Gross Weikersdorf und dem aus Schonberg. Sie alle sind in das 8. Jh. datiert.67 Das reiche Frauengrab 68/2 aus Diirmberg bei Hallein bringt aber den Beweis, dass die Beigabe von Schliisseln in das Grab im Alpenbereich bis in die spate Hallstattzeit im Brauch geblieben ist.88 Offensichtlich handelt es sich bei den Schliisseltragern bzw. -tragerinnen um Personen mit einer besonderen Aufgabe in den Gemeinschaften. Wenn wir wieder einen Blick nach Griechenland werfen, erfahren wir, dass dort die Priesterin oft als Tragerin des grossen Tempelschliissels, Kleidouchos, dargestellt wurde.69 Besonders bemerkenswert ist, dass die bildlichen Darstellungen einer Schliisseltragerin auf Votivscheiben aus Montebelluna bei Treviso in Venetien zu finden sind, die ins 4.-3. Jh. zu datieren sind. Es steht fast ausser zweifel, dass es sich um die Bilder einer Herrin der Tiere handelt. Unter ihren Begleitern befinden sich ein Hund und ein Raubvogel, die Symbole der Jagd und des Todes, aber auch Frosche und Schlangen, die in Zusammenhang mit Geburt, Fruchtbarkeit und Kindern stehen. G. Fogolari sieht in diesen Scheiben von Montebelluna Votivgaben an Reitia, die bekannteste Gottin der Veneter. Reitia ist die Gottin der Frauen, die Gottin des Gebarens und des Heilens, was sowohl etymologisch als auch durch ihre anderen Beinamen wie Pora und Sainati bewiesen ist. Aufgrund eines anderen Beinamens, der in zwei Formen in Lagole vorkommt, Tribusati und Trumusiati, wurde eine trimorphe Gottin vermutet. Von einigen Forschern wurde sie mit Hekate verglichen.70 Hekate ist aber als dunkle Seite von Artemis zu betrachten. Sie ist die Gottin des Todes, die Beschiitzerin der Tore - Hekate Kleidouchos, sie ist aber auch Geburtsgottin. Interessant fiir unsere Untersuchung ist die Vermutung, dass sie bei den kleinasiatischen Karern verwurzelt zu sein scheint. Aus der Gegend sind namlich auch die friihen Formen der Halbmondfibeln bekannt (Abb. 2). Der trimorphe Charakter der Herrin der Tiere- Potnia theron- wird auch durch einige anthropomorphe Anhiinger aus dem Etsch/Adige Tal und aus Tirol angedeutet. Es handelt sich um weibliche Figiirchen mit den Handen in der Form eines Tieres ( Vogel, Pferd, Hund), die manchmal auch drei Gesichter aufweisen. Ein ahnliches Gesicht wie auf den Anhangern aus Sanzeno und Mechel-Meclo befindet sich auch auf der Halbmondfibel aus Peterbiihel bei Vols (Abb. 16). Sowohl die Anhanger als auch die letztgenannte Fibel stammen aus Heiligtumern bzw. Opferplatzen,7" die als Beweis dienen konnen, dass der Halbmondfibel beim Kult dieser weiblichen Gottin, die im venetischen Bereich Reitia genannt wurde, eine besondere symbolische Bedeutung zugeschrieben werden muss. Wenn dieser Versuch die Symbolik, die mit den Halbmondfibeln in Zusammenhang steht, aufzuzeigen einen Anspruch auf Wahrscheinlichkeit haben solite, dann konnen wir folgende Hypothesen und Fragen formulieren: Die Halbmondfibel ist mit ihren Attributen (Wasservogel, Pferd, Hund, Schlange) als Symboltragerin der Geburt und des Todes zu betrachten. Im ganzen Bearbeitungsgebiet (ausser vielleicht Phrygien) gehort sie zur Grabausstattung von Frauen, Jugendlichen und Kindern. Was fiir Personen wurden denn in diesen Grabern bestattet? Sind es Frauen, die im Kindbett gestorben sind, sind es zu friih verstorbene Kinder, Braute oder gar (geopferte?) Priesterinnen der Gottin? Und letztlich: Wie auch immer der Trojanische Zyklus in Frage gestellt ist, gait von Homer bis Vergil als mythischer Vorfahr der Veneter Antenor, der nach dem Trojanischen Krieg von Paphlagonien in Kleinasien zum Caput Adriae iibersiedelte.7,1 Konnte man vielleicht in den Halbmondfibeln, die im Bereich von Caput Adriae wahrend des 9. Jhs. erscheinen, die verblichenen Spuren dieser Geschichte ertasten, die sich nicht zuletzt auch in den vorgestellten religiosen Vorstellungen, besonders in Potnia theron - Reitia - Hekate widerspiegeln? Wie schwer der Ethnos in der Vorgeschichte zu greifen ist, ist eine altbekannte Tatsache. Trotz archaologischer Skepsis hat Jaroslav Šašel fiir einen »venetischen Klang und Hauch« in den hallstattischen Gruppen Sloweniens, besonders in den westlichen Teilen, schon immer pladiert.74-75 Diese Studie mochte deswegen als ex voto seinem Gedenken und seinem Genie geweiht werden.
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