Dva poznolatenska grobova iz Volarij pri Tolminu
Abstract
Die Fundstätte Volarje liegt nördlich der Soča (Isonzo) auf halben Wege zwi[1]schen den bekannten hallstättischen Fundstätten Sv. Lucija (Most na Soči) und Kobarid (Karfreit). Die zwei Gräber wurden nach dem zweiten Weltkrieg an[1]lässlich der Legung einer Wasserleitung gefunden. Es waren jedoch keine Fach[1]leute zugegen, um fachmännische Beobachtungen anzustellen. Die Gräber sind gebrannt, es sind jedoch keine Einzelheiten ihrer Struktur erhalten geblieben.Im ersten, einem männlichen Grab, befanden sich eine eiserne Lanze (Taf. 2, 1), ein eiserner Lanzenschuh (Taf. 1, 3) und zwei aus einem Stück getriebene Bronzegefässe (Taf. i, 1. 2). Die Henkel und Attaschen der Gefässe waren aus Eisen. Im zweiten, einem weiblichen Grab, befanden sich nur eine Fibel aus Bronze, deren Bügel mit einem beissenden Tierkopf verziert ist (Taf. 2, 4), und ein kleiner Reifen (Taf. 2, 3). Wozu dieser Reifen diente, ist unklar. Es ist anzunehmen, dass das Grabinventar beider Gräber nicht zur Gänze ausgegraben wurde. Die Fibel ist monographisch bearbeitet und sind uns sowohl die Zeit als auch der Raum ihrer Verbreitung bekannt (siehe Karte), was man J. Werner (Anm. 1) zu verdanken hat. Zeitlich gehört sie in die augusteisch-claudische Zeit, der Mittel[1]punkt ihrer Ausbreitung ist aber das jetzige slowenische Territorium, vor allem sein westlicher Teil. Aus diesem Gebiet ist uns noch ein neues silbernes Exemplar aus Pečine bei Tolmin bekannt geworden (Taf. 2, 5). Im männlichen Grab sind besonders die beiden Bronzegefässe bezeichnend (Taf. 1, 1. 2). Das Vergleichsmaterial für beide Gefässe (cfr. Taf. 3 und Anm. 6 bis 19) deutet darauf hin, dass das Zentrum ihrer Verbreitung im Noricum und in Pannonien liegt. Die frühzeitigsten, spâtlatènezeitlichen Exemplare stammen vor allem aus dem südöstlichen Alpengebiet, wobei die Idrija-Gruppe, so genannt nach der Fundstätte Idrija bei Bača (Anm. 7), von besonderer Bedeutung ist. Von dort breiteten sich die Gefässe auch in den hohen Norden und nach Osten aus. Beide Gräber von Volarje sind kulturell treffliche Vertereter der spâtlatène[1]zeitlichen Idrija-Gruppe, chronologisch kann es sich aber auch um eine Beerdigung aus der augusteischen Zeit handeln. Die neue Fundstätte zeigt uns, dass Idrija bei Bača (Anm. 7), eine ausser[1]ordentlich reiche Fundstätte an der Westseite der Julischen Alpen, nicht vereinzelt ist, dass wir es vielmehr mit einer besonderen spâtlatènezeitlichen Gruppe zu tun haben — der Autor schlägt die Bezeichnung »Idrija-Gruppe« vor, zu welcher nach der jetzigen Kenntnis der Dinge auch Reka bei Cerkno (Anm. 8), Pečine bei Tolmin und von den Siedlungen auch Gurina im Gailtal gehören (Anm. 21). Eine Reihe einmaliger Besonderheiten verbindet diese Gruppe: die Gräber sind im Durch[1]schnitt ausserordentlich reich; in ihnen finden wir ungewöhnlich viel Werk[1]zeuge, von denen man besonders landwirtschaftliche Werkzeuge, vor allem den Pflug und Pflugmesser erwähnen muss (Anm. 22). In einer ganzen Reihe von Bei[1]gaben müssen wir eine Wiederbelebung der hallstättischen Tradition (so z. B. im Negauer Helm!) und des hallstättischen Begräbnisritus sehen. Der Reichtum dieser Gruppe ist politisch gewiss an das regnum Noricum, wirtschaftlich aber schon an die traditionelle Ausbeutung des Eisens und dessen Handel mit Italien gebunden. Wenn wir auf diese Art die Idrija-Gruppe im spâtlatènezeitlichen Zeithorizont betrachten, werden wir auch besser den Ursprung der Gegenstände verstehen, die uns die beiden Gräber von Volarje gegeben haben. Den Ursprung der Bronze[1]Gefässe aus dem männlichen Grab (Taf. 1, 1. 2) müsste man in den Südostalpen, nicht aber in Italien suchen, wie dies immer wieder seit Willers (Anm. 11) ge[1]schehen ist. Trotz der ständigen Behauptung, die Gefässe des Typus 1, 1. 2, seien italischen Ursprungs, sind uns in Italien keine richtigen Paralellen bekannt; im Gegenteil, wir können in den Südostalpen diese Gefässe als eine Nachblüte aus der hallstättischen Tradition herrührend betrachten, die, wie schon erwähnt, in der Idrija-Gruppe ausserordentlich stark ist. Für die These des südostalpinen Ur[1]sprungs spricht auch die Anhäufung dieser Gefässe in den Südostalpen.Etwas Ähnliches dürfte auch für die Fibel aus dem weiblichen Grab (Taf. 2, 4. 5) gelten, die sicher ein Erzeugnis der südostalpinen Werkstätten des Regnum Noricum ist. Die Tatsache, dass sich diese Erzeugnisse aus den Werkstätten des südost[1]alpinen Raumes so hoch nach Norden und nach Osten ausbreiteten, hat ihre Wur[1]zeln sicher im gut organisierten Handelsnetz, dessen Zentrum wir in Aquileia suchen müssen. Im Falle der Fibel des Typus Taf. 2, 4. 5 hat Wernner dies schon überzeugend bewiesen. Seine Feststellungen muss man aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf die Bronzegefässe ausdehnen, von welchen auch das Grab von Volarje zwei Stück geliefert hat.
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