Keramika grublje fakture u južnoj Panoniji s osobitim obzirom na urne i lonce

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  • Branka Vikić Belančić

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Rauhe Keramik mit beigemengtem Sand, kleinen und grösseren Quarzteilchen, hie und da auch mit vermengten Ziegeln und Spreu, ist reichlich in Südpannonien vertreten und fand vorwiegend Verwendung im Haushalt (Hauskeramik, Kitchen-ware) oder im Begräbniskult (Urnen). Man findet sie auf allen antiken Lokalitäten: auf Siedlungen, Nekropolen, Wirtschafts-Villen, LimesBefestigungswerken, Töpferbetrieben, Öfen und auch noch anderswo. Diese Art von Keramik wurde zum Teil auf der Töpferscheibe und zum Teil mit der Hand erzeugt, doch gibt es wieder Exemplare, die in kombinierter Technik ausgeführt sind, das heisst: die Form wurde mittels der Töpferscheibe und der Rand, der Henkel, manchmal auch der Boden mit der Hand gebildet oder ungekehrt: die Wand des Gefässes ist mit Fingern gearbeitet, die Lippe und der Boden aber auf der Töpferscheibe. Unter dem Material aus Südpannonien findet man hauptsächlich sechs Arten von Fakturen und Farben, bzw. Arten des Brennens, und zwar: 1. lichtgraue, mit ziemlich beigemengten Sand, rauh an der Oberfläche (Fig. 1); 2. dunkelgraue mit Sand und kleinen Quarzteilchen, die an der Oberfläche funkeln (Fig. 2); 3. graubraune, ziemlich porös mit gröblichen Aggregat, sichtbarem an der Oberfläche (Fig. 3); 4. gel bl ich-braune, gut gebrannt mit viel beigemengtem Sand (Fig. 4); 5. schwarze mit weisslichen Teilchen von Sand und Quarz (Fig. 5); 6. rötlich-braune mit ziemlich vermengten Teilchen von Ziegeln und Sand (Fig. 6). Ausserdem gibt es viele Exemplare die wegen ungleichen Brennens einige Farben auf einmal aufweisen und auf der Bruchfläche schwarz, dunkelgrau oder braun sind. Einige von den erwähnten Fakturenkategorier, besonders jene unter 3, 4 und 6 können geschmaucht sein (Fig. 7) oder können einen schwarzen Überstrich haben über ganzen Oberfläche, oder nur über dem Rand oder auf den Schultern und am Hals (Fig. 8). Unter dem Geschirr rauher Faktur sind Töpfe und Urnen am verbreitesten, weniger Schüsseln, Teller, Krüge, Vasen, Räucherschalen, Deckel und anderes. Mit Rücksicht, dass man dem Geschirr rauher Faktur (Rauhe Ware) im Vergleich zu anderen keramischen Arten, relativ wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte, blieben die meisten Exemplare in den Sammlungen der Museen ohne stratigraphischen Angaben oder Fundumständen, so dass man sie nur typologisch valorisieren kann. In neurer Zeit, gelegentlich systematischer Forschungen, wird dem rauhen Geschirr entsprechende Bedeutung gegeben, doch ist das entdeckte Material noch immer zu wenig publiziert oder nur in allgemeinen Charakteristiken vorhanden, so dass man es zu Studienzwecken nicht gänzlich ausnützen kann. So ist es vorläufig nicht möglich eine typologische und chronologische Gesamtübersicht der südpannonischen rauhen Keramik zu geben, sondern nur eine teilweise Übersicht. Dank der neueren Ausgrabungen von Nekropolen und Siedlungen in Südpannonien, besonders in dessen westlichem Teil (Emona, Poetovio, Šempeter, Neviodunum, Bobovk bei Kranj, Andau- tonia, Aquae Iasae, Iovia, Jalžabet u. a.) konnte man zu detailierter Bearbeitung einer Geschirrgruppe rauher Faktur schreiten, u. z. zu Urnen und Töpfen. Man nimmt sie zusammen, da sie nach der Form, der technischen Ausarbeitung und dem Ornament sehr verwandt sind: manchmal unterscheidet man sie nur nach der Funktion, bzw. nach der Anwendung und Situation in der sie gefunden wurden — im Grabe oder in der Siedlung. Für diese Studienarbeit sind von erstklassiger Bedeutung die Urnen und Töpfe aus den Gräbern der nördlichen Nekropole von Emona, aus den Nekropolen in Poetovio, Šempeter und Neviodunum, die in den letzten Jahren entdeckt wurden, ferner aus den systematische erforschten Siedlungen in Aquae Iasae, Iovia, Jalžabet, Andautonia, Mursa und Cibalae: alle diese Exemplare helfen nebst anderen zuverlässigen Funden, dass man wenigstens annähernd ein typologisches und chronologisches Schema aufstellen, das eine Basis für die weitere Studienarbeit wäre, sowohl für diese als auch für andere Geschirrarten rauher Faktur. Die Töpfe und Urnen aus Südpannonien lassen sich nach der Form in fünf charakteristische Typen teilen, u. zw. : A flache Form B bauchige Form C ovale oder eiförmige D bimförmige E bikonische Form Ein jeder von diesen Typen hat nach der Form der Lippen, bzw. des Randes, eine grössere Anzahl von Varianten. So hat: TYPUS A Flachere Form, dem Boden zu mehr oder weniger verengt. Der Hals fehlt oder ist nur wenig betont (T. I, 1). Flacher Boden. Varianten : 1. Breitere verdickte Lippe (fast dreieckig), unterhalb die Kannelüren (T. 2, 1). 2. Herausgezogene Lippe (T. 2, 2). 3. Herausgewunden Lippe mit verdickter Rand (T. 2, 3). 4. Horizontale Lippe. 5. Einfache verdickte Lippe. TYPUS B Bäuchige Form. Der Bauch ist niedriger oder höher angebracht. Der Hals mehr oder weniger betont. Boden breiter oder enger (T. 1,2). Varianten : 1. Eingezogener Rand (T. 3, 1). 2. Gerader, fast senkrechter Rand (T. 3, 2). 3. Ausgezogener Rand — weniger (a) oder mehr (b) (T. 3, 3). 4. Herausgewundene Lippe mit verdickter Rand (T. 3, 4). 5. Rundlich oder bandartig verdickter Rand (T. 3, 5). 6. Kantiger Rand (T. 4, 1). 7. Horizontale Lippe (T. 4, 2). 8. Breiterer hängende Lippe (T. 4, 3). TYPUS c Ovale oder eiförmige Form. Der Boden hat fast dieselbe Breite wie die Öffnung (T. 1, 3). . / ' Varianten : -.'bi-. - r 1. Wenig herausgewundener und verdickter Rand (T. 5, 1). 2. Profilierte Rand, etwas eingezogen (T. 5, 2). / 3. Ringförmig verdickter Rand (T. 5, 3). 4. Dreieckig kantiger Rand (T. 5, 4). 5. Bandartiger Rand (flacher Kragen) (T. 5, 5). TYPUS D Birnartige Form. Hals fast zylindrisch. Flacher Boden (T. 1,4). Varianten: 1. Hals und Rand gleichförmig profiliert (T. 6, 1). 2. Rand schräg ausgezogen (T. 6, 2). Die Form hat eine knieartige Biegung (Beugung) im mittleren Teil oder im ersten Drittel (rundliche oder scharfe), so dass sie fast bikonisch ist. Flacher Boden (T. 1, 5). Varianten: 1. Ausgezogener Rand (Transit-Typus D — E) (T. 6, 3). 2. Herausgewundene Lippe mit verdickter Rand (T. 6, 4). 3. Horizontale Lippe (T. 6, 5). 4. Kantiger Rand, etwas hängender (T. 6, 6). Ausser den Urnen und Töpfen, die man in das angeführte Typen- und Variantensystem einfügen kann, gibt es Exemplare, die vorübergehende Merkmale aufweisen, d. h. jene, die in einigen Detailen von einen bestimmten Typus abweichen oder jene, die Elementen von zwei verschiedenen Typen haben. Auf Grund der Urnen und der Töpfe aus den erwähnten Nekropolen und Siedlungen, die systematsch erforscht wurden, und auf Grund des komparativen Materials aus anderen Lokalitäten Südpannoniens (Siscia, Mursa, Cibalae, Sirmium) wird folgendes chronologisches Schema der Typen und Varianten Vorschlägen (Fig. 9). In dieser Keramik-Gruppe kommen die einheimischen Traditionen am meisten zum Ausdruck, sei es in einzelnen Form, Techniken oder in der Art der Verzierung. Das ist selbstverständlich, zieht man in Betracht, dass nach den Ankommen des Römers in Südpannonien, lokale Meister ihr Gewerbe fortgesetzt und die täglichen Bedürfnisse der zivilen Bevölkerung gedeckt haben. Natürlich griffen sie mit der Zeit zu neuen Vorbildern und kombinierten sie manchmal mit traditionellen Formen, Technik und Ornamenten. Die Urnen und Töpfe aus dem Gebiete Südpannoniens weisen starke La Töne-Einflüsse, aber auch manche Hallstatteinflüsse, besonders die Typen A, C und E, während sie beim Typus B nur teilweise zu finden sind. Beim Typus D sind die Einflüsse des nachbarlichen Norikum am ausdrücklichsten. Auch das Ornamenten-Repertoire ist zum Teil dem illyrischen und keltischen Erbe entnommen. So sind z. B. das Besenstrich — bzw. Kammstrich Ornament, das Wellen-und Netzornament unmittelbar aus der La Tène-Keramik, das Fichtenornament und die Dreiecke hingegen aus der Hallstatt-Keramik übernommen. Die übrigen Ornamente entstammen entweder der italischen, mediteranischen oder lokalen Keramik. Unter allen Ornamenten dominierte am meisten das besenkammstrich Ornament, das zur frühkaiserzeitlicher Zeit eine auserordentliche Blütte erreichte und sich bis in die spätkaiserliche Zeit erhielt. Dieses Ornament ist karakteristisch für Urnen und Töpfe des Typus A und B, während es bei Typen C und D eine untergeordnete Rolle hat: füllt die Leere um die anderen Ornamenten aus oder bildet die Unterlage zu anderen Ornamenten. Beim Typus E verschwindet es fast gänzlich. Den Reichtum und die Mannigfaltigkeit dieses Ornaments illustriert uns am besten die nördliche Nekropole von Emona, wo man es auf 90% Urnen und Töpfe findet (T. 7—8), wie auch das Material aus den Nekropolen in Poetovio, Šempeter, Neviodunum und Stenjevac (T. 11, 12, 14), und die Siedlungen in Aquae Iasae, Iovia und Andautonia (T. 9, 15). Manchmal ist es kombiniert mit dem einfachen, zweifachen oder mehrfachen Wellenornament, Kerbschnitt-Reihen, Zickzacklinie, Stichen, schrafierten Dreiecken, Fichten-Ornament u. a. und hat im Verhältnis zu ihnen entweder eine dominante oder untergeordnete Rolle. Das Wellenornament erscheint am häufigsten auf den Urnen und Töpfen der Typen B und C; das Fichtenornament beim Typus C, seltener bei den Typen B und E (Variante 1); horizontale dichtere oder schütterere Furchen sind bei den Typen A (Variante 3) und E beliebt, manchmal auch beim Typus B; Stiche, verschiedenartige Vertiefungen (runde, viereckige, mandelartige) sind am häufigsten beim Typus C (Fig. 14); eiförmige Einschnitte, Dreiecke, Gitter, Perlenreihen beim Typus D und manchmal beim Typus C zu finden (Fig. 10). Alle diese Ornamente liefern an und für sich keine genügende Elemente für eine genauere zeitliche Determination der Urnen und der Töpfe und des übrigen Geschirrs rauher Faktur, trotzdem kann man auf Grund zuverlässig datierter Exemplare feststellen und im allgemeinen datieren das Erschein und die Dauerzeit einzelner Ornamentenarten. So dominiert z. B. das Besenstrich-, bzw. das Kammstrichornament während der ersten zwei Jahrhunderte unserer Ära u. zw. ist es in den ersten Dezenien des I. Jhr. meistens vertikal oder schräg, fast bis zum Boden reichend, nachher aber besonders im III. Jahrh. hat es keine bestimmte Richtung oder ist es in wechselweisen vertikalen und horizontalen Zonen. In der späteren kaiserlichen Zeit ist dies Ornament meistens mit einigen anderen Ornamenten kombiniert und reicht nicht mehr bis zum Gefässboden (T. 7, 8, 13, 14). Das Wellenornament ist bei den frühkaiserlichen Exemplaren reich und mehrfach ausgeführt und kommt selten für sich allein vor, dafür aber viel mehr in Kombination mit anderen Ornamenten, besonders viel mit dem Besenstrichornament. Im 3. und 4. Jahrh. ist dieses Ornament einfacher, weitschweifiger und mehr auf die Schulter beschränkt (T. 10). Das Fichtenmotiv ist entweder naturalistisch oder ganz stilisiert dargestellt (Fig. 11, 12) und auf den Exemplaren des 1. und der ersten Hälfte des 2. Jahrh. überdeckt es die ganze Oberfläche des Gefässes oder nur den Bauch. Auf den Exemplaren der späterenkaiserlichen Zeit verschwindet es fast gänzlich. Das Ornament der horizontalen Furchen oder der tieferen Rillen erscheint schon in der Frühkaiserzeit und reich bis zur Spätkaiserzeit: auf den Exemplaren des 1. und 2. Jahrh. überdeckt es die ganze Oberfläche des Gefässes und ist qualitativer ausgeführt, während es später den Hals und die Schultern bedeckt und mit weniger Sorgfalt ausgefuhrt ist (Fig. 1, 13). Eckiger, mandelförmige oder runde Vertiefungen, ausgeführt mit einem Rädchen oder sonst einem Instrument, manchmal auch nur durch Finger und Nägeleindrücke, sind ebenfalls den vorgeschichtlichen Erbgut entnommen. Bei den Urnen und Töpfen aus frühkaiserlichen Zeit sind diese Ornamente in dichten Reihen über der ganzen Oberfläche des Gefässes verteilt, später sind sie seltener und bedecken nur teilweise die Schultern oder den Bauch (Fig. 2, 15 und T. 11). Das netz-bzw. gitterartige Motiv erscheint sehr rar. Trotzdem kann man einige Unterschiede im Traitment der früh- und spätkaiserlichen Exemplare finden. In den ersten zwei Jahrhunderten ist dieses Netz dichter und feiner ausgeführt, während es später mit grösseren Öffnungen (Löchern) und viel oberflächiger ausgearbeitet ist. Ausserdem gibt es auch eine ganze Reihe spezifischer Ornamente, denen man nur in einzelnen Exemplaren begegnet und die man auf südpannonischen Gebiet nur auf einzele Lokalitäten findet. Sie weisen auf die Originalität lokaler Keramiker hin oder aber auf die Beziehungen zu anderen Kultur-oder Produktionzentren. Im allgemeine genommen, zeigen die Töpfe und die Urnen aus den ersten zwei Jahrhunderten des Kaiserreiches eine grössere Variation und eine reichere Kombination wie auch eine dichtere Anordnung des Ornaments, so dass die Verzierung das ganze Gefäss bedeckt. Bei den spätkaiserlichen Exemplaren ist das Ornament einfacher, stereotypischer und am häufigsten auf die Schulterzone und den oberen Teil des Bauches beschränkt. Am manchen Urnen und Töpfen findet man den Namen des Töpfers oder sonst ein Zeichen wie z. B. auf den Urnen aus Poetovio A VENIA oder A VINI A ; auf der Urne aus Emona VIR und auf einer anderen das Zeichen X. Keramische Funde rauher Faktur um die Öfen und in den Öfen auf dem Gebiete Südpannoniens — Emona, Poetovio, Osek bei Gradišče, Neviodunum, Aquae Iasae, Certissa, Cibalae, Mursa, Sirmium, Progar bei Zemun u. a. — weisen auf die Tatsache hin, dass die einheimischen Töpfer die Keramik für die Bedürfnisse des Alltagsleben massenhaft erzeugt haben. Für diese Produktion bestanden sehr gute Bedingungen, vor allem ausgiebige Schichten von Qualitätston, die Tradition der vorgeschichtlichen Töpferei, ein sehr gutes Netz von Wasser- und Landwegen (Magistral- und Vizinalwege), ganz besonders aber ein intensives Leben in den Städten und Siedlungen, das ein ständiger Impuls für die Entwicklung aller Gewerbezweige, besonders aber des keramischen war.

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Biografija avtorja

Branka Vikić Belančić

Arheološki muzej, Zagreb

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Objavljeno

1975-02-24

Kako citirati

Vikić Belančić, B. (1975). Keramika grublje fakture u južnoj Panoniji s osobitim obzirom na urne i lonce. Arheološki Vestnik, 26. Pridobljeno od https://ojs.zrc-sazu.si/av/article/view/9670

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Ob 9. mednarodnem srečanju društva Rei cretariae Romanae fautores