Nekateri problemi provincialno rimske arheologije v Sloveniji

Authors

  • Peter Petru

Abstract

Drei geographische Begriffe: die Alpen, der Karst und die letzten Ausläufer der pannonischen Ebene mit den dazugehörenden Hügeln; drei prähistorische eth[1]nische Begriffe: die Illyrier, Veneter und Kelten; drei römische Provinzen: Illy[1]ricum, das ist die spätere Pannonia, Noricum und X Regio Venetia et Histria bezeichnen am besten die einzelnen Einflussphären, gleichzeitig aber auch den ausgesprochenen Übergangscharakter des heute slowenischen Gebietes. Die erste geographische Erwähnung unseres Gebietes finden wir bei Herodot aus Halikarnas3, der im neunten Kapitel des fünften Buches die ’Evetoi an der Nordküste der Adria erwähnt. Die geradeso bei Herodot erwähnten Nebenflüsse der Donau ”AXjuç und Kàpjtiç setzt P. Kretschmer4 mit der Save und Drau gleich. Erst mit der Eroberung der norditalischen Ebene und mit Vorstössen in die Ostalpen gewinnen die Römer genauere Informationen über unser Gebiet. Die voll[1]ständigste Beschreibung, die aber auch nur allgemeinstes Wissen enthält, befindet sich bei Strabo.5 Leider bleibt aber Strabo, bei aller Mangelhaftigkeit der antiken Überlieferung, auch die letzte umfangreichere Quelle für die Geographie dieses Gebietes. In den römischen Archiven gab es bestimmt vollkommenere Beschrei[1]bungen der Verhältnisse, als sie uns in den Schriftquellen überliefert wurden, für diese Annahme zeugt die Notiz von der Qualität und dem Wert der pannonischen Bebauungsflächen:6 Certa enim pretia agris constituta sunt, ut in Pannonia arvi primi, arvi secundi partis, silvae glandiferae, silvae vulgaris pascuae. Eine spätere, noch nicht voll ausgewertete Quelle für die antike Geographie von Slowenien sind die Niederschriften des anonymen Geographen aus Ravenna am Anfang des 8. Jahrhunderts. Der Anonymus7 nennt neben den bekannten Schtützpunkten Atamine, Nomiduni, Acerbo, Cruppi, Romula usw. noch eine An[1]zahl von Orten, darunter als wichtigsten Carnium Civitas, Carniolae sive Carnich ist wahrscheinlich Krain — und einige Siedlungen und Seen. Eine Eigenheit der antiken Quellen sind die Klagen über die strengen klim a[1]tischen Verhältnisse in Pannonien und in Noricum. Gerade das war einer der Gründe für den Aufstand der Legionen bei Nauportus im Jahre 14 unserer Zeit[1]rechnung.8 Denselben Eindruck überlieferte aus eigener Erfahrung Dio Cassius (XLIX 3h, 2), der Verwalter der Provinz Pannonia superior in den Jahren 226—228.9 Bei Isidor aus Sevilla (Etymologia XIV 4, 5) findet sich noch ein Nachhall dieser übertriebenen Fam a in seiner Beschreibung der klimatischen Verhältnisse in No[1]ricum: inde ager frigidus et paricus fructosus. D er Vergleich der Ergebnisse der Holzkohlenforschung, laut der in diesem Gebiet der Laubholzwald vorgeherrscht haben soll, zeigt, dass die klimatischen Verhältnisse den heutigen ähnlich, wenn nicht sogar etwas wärmer waren. Die Forschungsarbeiten in Šempeter in Savinjska dolina eröffnen das Problem der Folgen der grossen Überschwemmung im Savinjatal in der Mitte des 5. Jahr[1]hunderts'. Die ausserordentlich hoch überflutende Savinja hat damals nicht nur die Nekropolis in Šempeter untergraben, sondern bedeckte ausserdem auch das ganze Stadtgebiet von Celeia mit einer 4 Meter hohen Schotterschicht. Die in den Einzelheiten noch immer ungeklärte Besiedlung und die Siedlungs[1]areale einzelner prähistorischer Stämme bleibt noch immer die Hauptfrage für die Verständnis der späteren Entwicklung der Lokalkulturen. Die in groben Zügen skizzierte Verteilung der Stämme in der Zeit vor der Besetzung lässt die Fragen der Ansiedlung der einzelnen ethnischen Gemeinschaften offen, wie auch das Pro[1]blem der Assimilierung des illyrischen und venetischen Elementes mit dem kelti[1]schen und die Frage der Einflusszonen der einzelnen Stämme, was' wiederum von den Machtverschiebungen in den einzelnen prähistorischen Gemeinschaften abhängt. Soviel uns heute bekannt ist, verläuft die Grenze zwischen den illyrischen und keltischen Stämmen knapp vor der römischen Eroberung auf der Linie Gor[1]janci— Javornik—Trst.12 Ausser den Histri13 und Japodi14 gehören zu den älteren illyrischen und venetischen Siedlern unseres Gebietes noch die unter dem Slavnik siedelnden Rundictes,15 -die Subocrini im Tal der Reka,16 die Catalen im Tal der Pivka17 und die Menocaleni am Rande des Karstes;18 zur nördlichen Gruppe ge[1]hören die Carni vom Golf von Triest bis zu den Karnischen Alpen und bis Krain.19 die Taurisker in Oberkrain und in der Umgebung der Siedlung Nauportus. die Latobiker in Unterkrain, sowie nördlich der Drau und wahrscheinlich auch im verbindenden Raum von Celje,23 schliesslich in der Umgebung von Ptuj die Ser[1]retes, Serapilli und lasi zwischen Aquae Jasae und Aquae Bâtisse.24 Die keltische Besiedlung der einzelnen Gebiete nördlich von der erwähnten Linie ist jedoch so gering, dass sich die ganze Antike hindurch ethnische Eigen[1]heiten der illyrischen und venetischen Bevölkerung bemerkbar machen.25 Am deutlichsten zeigt sich das im Gebiet der Siedlung von lg mit dem illyrischen und venetischen Namengut. Grössere prähistorische Gemeinschaften waren in der Zeit des Vorstosses des italischen Kapitals, vor allem aber nach der Gründung der Kolonie Aquileia im Jahre 181 v. u. Z.,29 eine Form des Schutzes eigener Interessen gegen die Fremden. Die Verhältnisse der prähistorischen Bevölkerung sind am besten aus dem Ver[1]halten zu den Römern anlässlich der Entdeckung von Gold im Tauriskergebiet ersichtlich. Unruhen unter den einheimischen Stämmen waren wahrscheinlich die Ursache des Strafzuges unter der Leitung des Konsuls C.Sepronius Tuditanus im Jahre 129: Tauriscos contrivit et Carnos.30Der Zusammenbruch der Oberherrschaft der Taurisker benützten die Noriker aus dem zentralen Teil von Kärnten zur Gründung der grossen Stammesgemeinschaft regnum Noricum, in dass das zentrale Slowenien miteinbeschlossen war. Ausser der norischen Abgesandten sandten vor den Senat noch die Histri. Taurisci und Carni eigene Deputationen.32 Während im ganzen zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung römische Expansioostendenzen gegen Osten — der dalmatinischen Küste entlang — verfolgt werden können, wird am Anfang des ersten Jahrhunderts mehr Aufmerksamkeit dem Norden — Noricum gewidmet, was auch die republikanischen Inschriften der Kaufleute in Nauportus33 und der gleichzeitige Handel mit Sklaven aus lg, mit Erz und anderen Gütern bezeugt.34 Durch den Anschluss des Karstgebietes zum ager Tergestinus im Jahre 128,35 als Triest den Kolonialstatus bekam, wurde der erste und bis zu den japodisehen Kriegen Oktavians im Jahre 3536 auch einzige Teil des heutigen Sloweniens ans Imperium. Romanum angegliedert. Mit dem Eroberungszug aus Senj (Senia) in das Zentralgebiet der Japoder — Lika —, der Eroberung und dem Anschluss der Siedlung Siscia wurde aus militärischen Gründen der Anschluss der zwischen Siscia und der Po-Ebene liegenden Gebiete notwendig.37 Den unmittelbaren Anlass dazu gaben wahrscheinlich die Pannonier und Noriker selber mit ihrem Einfall nach Istrien im Jahre 16. Der Konsul P.Silius38 wehrte den Einfall ab: zai xoïç Nopixoïç aîxioi xrjç aûxjjç SorÀriaç Eyévovxo und schloss wahrscheinlich zu der Zeit die Gebiete südlich der Save dem Imperium an. Danach war spätestens im J ahre 1 i v. u. Z. das ganze slowenische Gebiet dem römischen Imperium angeschlossen: Pannoniorum gentes, quas ante me principem populi Romani exercitus nunquam adit, devictas per Tiberium Neronem, qui tum erat privignus et legatus meus, imperio populi Romani subieci protidique fines Illyrici usque ad ripam fluminis DanuviiN' Die damalige Widmung der Noriker an Tiberius’ Gattin Julia (11 bis 2 v. u. Z.) in der Versammlungshalle der norischen Stämme auf dem Magdalens[1]berg41 in Zentralkärnten bestätigt das Patronat der Römer über dem fiktiven Klientelstaat regnum Noricum in dieser Zeit.42 Schon in dieser Zeit zeigt sich die Zugehörigkeit von geographisch geschlos[1]senen Gebieten zu grösseren Verwaltungseinheiten. Das Gebiet bis zur Linie Alpes luliae—Ocra mons—Carusadius gehört zu X regio Histria et Venetia,*3wobei nebst anderen Fragen auch die des ptokwnäischen uexalii ôè TxaXiaç zeri ójtò xò Ncoqikòv jtôXiç ”Huom/. (II 14, 5)44 ungelöst bleibt. Nach Plinius (n. h. Ill 148) gehören im ersten Jahrhundert Emona. Poetovio und Neviodunum zur Provinz Pannonia;*5 und nach der Teilung von Traian zwischen 103 und 10“ in die Provinz Pann. Sup. Das Gebiet von Celeia w ar die ganze Antike hindurch der Provinz Noricum an[1]geschlossen.46 Noch vor Diokletians Reorganisierung wurde die Grenze der italischen X regio — Histria et Venetia — auf die Linie Caravanca mons—Atrans—Acervo—mons Albius47 verlegt. Diese Reorganisierung steht wahrscheinlich teilweise auch mit der Gründung der sogenannten praetentura Alpiuum in den ersten Jahren der markomannischen Kriege48 in Verbindung. Kaiser Marcus Aurelius musste sich nach den bitteren Erfahrungen, die das Jahr 166 mit dem Einfall der Quaden und Marko[1]mannen brachte, als nach Jahrhunderten wieder Barbaren den italischen Boden betreten hatten, mit dem Schutz des Mutterstaates des Imperiums näher befassen. Diesbezüglich tappt jedoch die antike Archäologie noch vollkommen im Dunklen. Ein endgültiges Urteil ist mangels greifbaren archäologischen Materials unmöglich, vor allem wären systematische Ausgrabungen im Lager der Legion II Italica in Ločica an der Savinja in der Nähe von Celje™ und im Gebiet der Benefiziarfestung Praetorium Latobicorum erforderlich.51 Die Aufteilung von Diokletian bedeutet wenigstens zum Teil die Rückkehr zu prähistorischer Überlieferung, Poetovio ist ja von nun an in das Noricum medi[1]terraneum52 einbezogen. Der Raum von Celeia ist gleichzeitig ein wichtiges Glied in der römischen Verteidigung der Ostalpen; Celeia, in Expositio totius mundi et gentium53 civitas Noricum genannt, nimmt in dieser Provinz eine Sonderstellung ein. Neviodunum in der neugegründeten Provinz Savia wird von einem Korektor verwaltet.54 Die Aufteilung von Diokletian ist der letzte grosse Verwaltungseingriff; genau hundert Jahre später — in 395 — ist auf unserem Gebiet die pax Romana tatsächlich zu Ende. Mit dem Aufgeben des Limes an der Donau im Jahre 395 beginnt die Völkerwanderung. Von nun an zieht sich die frühere Bevölkerung in hochalpine Refugien zurück,56 weit ober die Getreidegrenze, oder sie wandert gegen Italien und vor allem, wie Št. Mlakar bewiesen hat, in das geborgene Istrien57 aus. Die Romanisierung kann an der Ansiedlung von Veteranen, Legionären, Kauf[1]leuten, an Gründungen von urbanen Siedlungen — Brennpunkten der römischen Zivilisation — verfolgt werden. In der frührömischen Zeit, solange die Zahl der Zuwanderer noch gering war, bestanden im ganzen Donaugebiet Centuriat- oder Dekuriatgemeinden, verwaltet von militärischen Befehlshabern, die von heimischen Führern unterstützt wurden. Deshalb behielten auch bei uns die Römer die Stam[1]mesordnung bei. Mit der weiteren Entwicklung entstanden colonia und municipia, doch blieb bei einem einheitlichen Verwaltungszentrum den Einheimischen eine Art eigenes Territorium. Es ist interessant, wie die Römer bei der Kolonisierung die prähistorische Besiedlung berücksichtigt und sich vor allem in unbesiedelten Ebenen niedergelassen haben. In diesem Zusammenhang bemerkt J. Šašel treffend: »Eine der Hauptbeschwerden der Aufständischen von Nauporius und anderen Gamisionsposten (Emona, Siscia, Poetooio) war ausser der zu niederen Entlohnung und der unerbittlichen Disziplin auch die Feststellung, dass die zufällig über[1]lebenden in Gebiete, ubi per nomen agrorum uligines paludum vel inculta montium accipiant, geschickt werden. Da in diese Zeit gerade die Gründung Emonas und eine intensive Kolonisierung des Raumes von Emona fällt, sind damit zweifellos Slowenien und das Moor von Ljubljana gemeint.« Colonia Iulia Emona ist eine Tiberianische Gründung, besiedelt vor allem mit Legionären der Legion XV Apollinaris und mit italischen Kolonisten, wobei be[1]stimmte politische Absichten verfolgt wurden. Emona musste ja neben Aquileia der Hauptverteidigungsposten der römischen Zivilisation in diesem empfindlichen Gebiet sein. Aus diesem Grund ist die rasche Urbanisierung verständlich. Kaiser Claudius verleiht Celeia Municipalrechte,64 Vespasian erhöht die Siedlungen Ne[1]viodunum,65 Flavia Solva66 und Andautonia67 in Municipialsiedlungen. Die Kolo[1]nisierung beschliesst die Gründung der Colonia Ulpia Traiana Poetooio,™ besiedelt mit Veteranen der Legionen I adiutrix, II adiutrix und IV Flavia, denn zweimal die missio agraria69 und einmal die missio nummaria70 verliehen wurde. Zur selben Zeit verlieh der Kaiser auch der autochthonen Bevölkerung von Poetooio Staats[1]bürgerrechte. Die Zuwanderung von italischen Kolonisten dauerte von .Augustus bis Traian.71 Sie kamen als Veterane, Legionäre. Kaufleute und Unternehmer in verschiedenen Branchen, teilweise auch als Vertreter norditalischer Kaufhäuser. Eine zweite stärkere Einwanderergruppe bilden die gallischen und germanischen Unternehmer. Es ist zu bemerken, dass nach dem Einfall der Markomannen ein Teil der italischen Bevölkerung verschwand.72 Die von den Markomannen und Quaden verursachten Verwüstungen und die zur selben Zeit wütende Pest haben in grossen Gebieten das kontinuierte Leben der Antike unterbrochen.73 In dieser Zeit verfielen viele auf offenem Feld und im nahen Gebirge gelegene Bauernhöfe; in den näch[1]sten, vor allem für unser Land schweren Jahrzehnten heilten die Wunden nur langsam. Die Zahl der verwüsteten Bauernhöfe war wahrscheinlich so gross, dass nicht einmal in der späten Antike Neuausrodungen erforderlich wurden. Am Ende des zweiten Jahrhunderts gibt es unter den neuen Siedlern zahlreiche Orientale, was mit der Ankunft der östlichen Legionen in Verbindung gebracht werden kann.74 Eins der unerschlossensten Gebiete der Erforschung der Antike bei uns. ist die Gliederung der Ökonomik und der damit verbundenen Möglichkeiten eines Austausche von Gütern mit anderen Provinzen.75 Im Vergleich mit den dokumen[1]tierten Importgütern — darunter ist der Weg der terra sigillata und einiger anderer Industrie- und Landwirtschaftserzuegnisse am besten erforscht — ist unser heu[1]tiges Wissen noch immer nicht über die überlieferten Daten über den Export aus Südpannonien und Noricum hinausgekommen. Prähistorische Handelsbeziehungen unseres Gebietes zu den Nachbarn im Süden sind bei Strabo (IV 202, 207; V 1, 8) belegt. Nach seiner Aussage soll Aquileia aus dem Norden Sklaven, Lederwaren und Vieh im Austausch für italisches öl, Wein und »Meeresgüter« bezogen haben.76 Später übernehmen den Wein- und ölhandel die istrischen Latifundien.77 Da die Viehzucht und Gebirgsalmwirtschaft gut entwickelt war — unter den ausgegrabenen Knochen kommen Rindvieh, Pferde, Schafe, Ziegen, Schweine, Gänse usw. vor — können wir zu den Exportartikeln auch Milchprodukte — Käse und Butter79 — und ausserdem auch Wildbret zählen: Rotwild,80 Gemsen,81 Steinböcke,82 Bären,83 Alpenmurmeltiere,84 wilde Rinder,85 Wildpferde86 und Wildgeflügel.87 Plinius erwähnt auch Süsswasserfische und Schnecken (IX 63 und VIII 140). Unter den für den Export in Frage kommenden Ackerbauprodukten erw ähnt Plinius das Kohl saliunca; doch erst die Spätantike bezeichnet die pannonische Ebene im Allgemeinen als fruchtbar, was zweifellos der Erfolg von grösserem Rodungen und Entsumpfungen ist. Auch Dio Cassius (XLIX 36) erwähnt unter den wichtigsten Produkten des Ackerbaus Gerste und Hirse und das daraus erzeugte Bier sabajum (Amm. Marc. XXVI 8, 2). Wahrschein[1]lich nur für heimischen Bedarf hat Probus Galliam Pannoniasque et Moesorum colles Dinetis replevit (Sex. Aur. Victor, De Caesaribus 37, 3). In Poetovio wurden unter den Pflanzenresten grössere Mengen von Getreide- und Roggenstroh88 ge[1]funden. Das Reichtum der weitläufigen Wälder, bei den antiken Autoren silvae inex[1]plicabile;>,89 silvae glandiferae90 genannt, wird systematisch wirtschaftlich ausge[1]nützt. Die Lagunenstädte und sogar Rom91 wurden mit unserem Holz gebaut und erwärmt, wofür auch der saltuarius92 in Ajdovščina, am Fusse des umfangreichen Trnovski gozd spricht. Die wichtigste antike Industrie der Westgebiete von Slowenien, gemeint ist vor allem die Umgebung von Bohinj, steht zweifellos in Verbindung mit der Ge[1]winnung von Eisen — metalla Norica93 — und dem bekannten norischen Stahl, aus dem besondere Schwerter geschmiedet wurden, besungen als Noricus ensis.M Die Gewinnung des Erzes, das Schmelzen und Schmieden war wahrscheinlich in Händen der autochthonen Bevölkerung, während schon früh, wahrscheinlich noch zu Zeiten der Republik, der Verkauf der fertigen Erzeugnisse in die Hände der Libertinen von Aquileia und der weitverzweigten Familien Caesernii95 und Barbii96 geriet. Die vielfältige Industrie des mittleren Kaiserreichs bringt neuen Bedürfnisse und neue Anfrage mit sich. Es ist deshalb kein Wunder, dass erst damals die Erzgewinnung zu voller Entfaltung kommt, wenn dies auch nur mit geringfügigen Funden von Steinkohle im Hafen von Neviodunum,97 ferner mit einer mit che[1]mischen Analysen festgestellten Bleiauswertung bei Litija98 und durch die ver[1]lassenen Stollen von Škovec bei Mokronog99 bezeugt ist. Offensichtlich ist auch der Aufschwung des Steinmetzgewerbes; es werden neue Steinbrüche in Pori peč.100 Pijavsko,101 Vitanje,102 Šmartno na Pohorju103 eröffnet, soude eine Reihe von klei[1]neren. während noch am Anfang des ersten Jahrhunderts die Bewohner von Emona Marmor aus Nabrežina bei Triest eingeführt hatten. Relativ spät entwickelt sicli das Gewerbe, ausser denjenigen Zweigen, die in der reichen toreotischen Überlieferung unseres Gebietes fussen. So knüpfen an die La-Tène-Vorbilder Bronzebeschläge, Gefässe, zahlreiche Fibelvarianten an, ferner sogar auch die aus dieser Überlieferung entstandenen geschmiedeten Pa[1]raderüstungen des späten Kaiserreichs-.106 Die provinzielle Ausarbeitung aller uns bekannter antiker Goldschniiedekunsterzeiignisse aus unserer engeren Heimat lässt die Vermutung über das Vorhandensein von Goldschmiedewerkstätten in den grösseren antiken Zentren Ende des dritten und Anfang des vierten Jahrhunderts zu.106 Besonders bestätigen dies die Funde von Silberstäben mit dem Stempel Kon[1]stantins des Grossen aus dem Goldschmiedelager in E m o n a .107 Im übrigen ist das ganze erste Jahrhundert hindurch der Import aus A q u ile ia — padanischer Sigillata,108 Glaserzeugnisse,109 Bernsteingegenstände und Schmuck — vorherrschend, erst in der flavischen Zeit setzt der Import von Sigillaten aus Gallien und Germanien ein.110 Ende des ersten und vor allem Anfang des zweiten Jahrhunderts kann gleichzeitig ein Aufschwung dieser Gewerbe auch bei uns festgestellt werden. So werden in Töpferbetrieben in E m o n a ,111 P o e to v io 112 und N e v io d u n u m 113 einfache Tonwaren hergestellt, in der Form stark den La-Tène-Forineri verpflichtet. Suk[1]zessiv wird zur Erzeugung einer rustikalen Imitation der terra sigillata und sogar von glasiertem Geschirr übergegangen.114 Es ist verständlich, dass die Gewerbe[1]treibenden in unseren Gegenden sich wegen der Konkurrenz der übrigen Erzeu[1]gungszentren vor allem auf die Erzeugung billiger Waren orientierten, welche auch leichter abzusetzen waren. So fand man in S is c ia 116 und S ir m iu m 117 Wasser[1]rohren und Ziegel mit dem Siegel S I S aus der F ig u lin a in N e v io d u n u m ;115 in S a v a r ia 110 Topfwaren eines Töpfers aus P o e to v io mit dem Siegel AVENIA: die Marmordenikmäler in den Städten S a v a ria ,119 S c a r{ä )b a n tia 120 uind an der Save und Drau entlang stammen aus den Steinbrüchen von Pohorje.121 Da Flusshäfen an der Save und Drau sehr zahlreich belegt sind und da beide itinerarischen Strassen von grosser Wichtigkeit waren, bleibt die Frage nach der Rolle und Intensivität des Argonauten- und Bernsteinweges im damaligen Wirtschaftselben offen. Gerade das Flusshafensystem an der Save mit dem umfangreichen Anlege[1]platz bei N e v io d u n u m spricht für die ausserordentlich grosse Bedeutung des Schiffs- und Frachtwesens für die Ökonomik unseres Landes und den Lebens[1]standard einzelner Familien.124 Die kaiserlichen und anderen Erlässe über die Einschränkung von Handel und Verkehr bedeuten deshalb für unser, auf den Transitverkehr angewiesenes Land das Ende der wirtschaftliche Prosperität. Das Frachtwesen verebbt allmählich, der Handel bleibt auf den Austausch zwischen den benachbarten Gegenden be[1]schränkt. Grossgrundbesitzer, Beamte, Kaufleute und Gewerbetreibende verlassen das gefährliche Gebiet und wandern nach Italien und in das abseitsgelegene, relativ florierende Istrien aus.125 Die Funde von kleinen Gegenständen vom dem Ende der Antike sprechen dafür, dass das Leben nicht jäh aufhörte. Das Bild wird durch Diagramme von Münzfunden in den Zentren C e le ia ,126 C o la tio 121 und P o e to v io 128 vervollständigt. Überall macht sich nach einem ausserordentlich grossen Auf[1]schwung zur Zeit Konstantins ein steiler Niedergang am Ende des Jahrhunderts bemerkbar. Die soziale Struktur der Bevölkerung vor der Besetzung wird teilweise von den späteren Inschriften wiedergespiegelt, teilweise lässt die Gründung der Stam[1]mesgemeinschaft re g n u m N o ric u m , von reg u len nach dem Prinzip p r im u s in te r p a re s regiert, auf das Bestehen einer eingener Aristokratie schliessen. Der Verkauf von Sklaven aus der Umgebung von lg nach dem republikanischen Rom beweist die Sklavenhalterordnung der prähistorischen Gemeinschaft.129 Es dürfte sich um eine kleine Schicht handeln. Aus Appiana Beschreibung (Illyrike 22) des labilen Stammeslebens in den pannonischen Dörfern ist ersichtlich, dass es in dieser Ge[1]gend keine ausgebildete Stammesaristokratie gab. Anderseits ist gerade für diese Gegend das Fehlen der Formulierung heres ex testamento charakteristisch, was nach A. Móesy130 der Beweis ist »unbedingt für eine Unentwickeltheit des Eigen[1]tumbegriffes«. In der Anfangsphase der Okkupation — verwaltungsmässig gesehen in der Zeit der Centuriat- und Dekuriatgemeinden, differenzieren die Römer aus Mangel an Führern aus der autochthonen Bevölkerung idiiese künstlich durch Verleihen von Staatsbürgerrechten an Einzelne.131 Gleichzeitig werden Libertine in den ordì) decurionum, eingegliedert, einer von ihnen nimmt in Emona sogar die Stellung eines sexvir ein.132 Der Sklave Charito133 aus Neviodunum leitet noch in der Spätantike den Munizipial besitz. Die Freigelassenen — libertini — sind die ganze Antike hindurch wirtschaftlich die aktivste und gleichzeitig auch durch die zahlreichen Augustalen bekannte Schicht von öffentlich Tätigen. Die obere Schicht bilden ausser dem Militär die Eigentümer grösserer Besitze — gewöhnlich betreiben sie auch ein einträgliches Gewerbe — und die Finanz[1]aristokratie, so die aus Šempeter bekannten Familien Prisciniani, Ennii und Vin[1]donii, die als duumviri iure dicundo und aediles zu dem ordo decorum Claudiae Celeiae134 gehören. Die Gemeinderäte in den pannonischen Städten Emona, Poe[1]tovio, Neviodunum formieren sich vor allem aus Kaufleuten und Veteranen, Ein[1]heimische kommen als Funktionäre selten vor. Die oberste Schicht — amplissimus ordo — bilden die jeweiligen Verwalter der Provinzen, die Verwaltung der Provinz Pannonia bzw. Pann. Sup,135 ist ja eine der sichtbarsten Senatorkarieren, die nur an gewesene Konsule verliehen wird. Zu dieser Schicht gehören auch die Ritter und Senatoren, die durch die frühesten Inschriften am Anfang des zweiten Jahrhunderts im Gebiet von Neviodunum belegt sind — Titus Eppius Latinus136 und vor allem der bekannteste Aristokrat unseres Landes Titus Varius Clemens aus Celeia. Tn der Spätantike waren zahl[1]reiche pannonische Senatoren Grossgrundbesitzer, zu ihnen könnten vielleicht auch zwei Ritter aus Poetovio gezählt werden. Eine Darstellung der spätantiken provinziellrömischen materiellen Kultur stösst so auf die Frage der kleinen Funde wie auch anderer Reste, die das Bild der Antike in Slowenien beleuchten könnten.139 Diesbezüglich können wir zwar von Erfolgen sprechen, doch sind diese mehr das Resultat von Neuausgrabungen149 als das Resultat einer systematischen Sichtens des zahlreichen Materials in un[1]seren Museen.141 Neuerdings ist man bestrebt auch in diese Tätigkeit System zu bringen und einige der brennendsten Probleme systematisch zu bearbeiten. In erster Linie ist damit die Lösung folgender Probleme gemeint: a) die Frage der Darstellung der Besiedlung in der Römerzeit, b) die Problematik der Bearbeitung des aus grossen Nekropolen stammenden Materials, c) diie systematische Erforschung von urbanen Siedlungen, d) die Erforschung der spätantiken Überreste — die Sperren am Karst, e) das Landleben in der Antike.Das erste Problem ist als organische Einheit in die Arbeit an einer archäo[1]logischen Karte von Slowenien inbegriffen, an der im Rahmen einer gemeinsamen Forschungsaufgabe der Akademien gearbeitet wird.142 Als besonderer Teil ist die Darstellung aller Siedlungs- und anderer Lokalitäten aus der Antike als Tabula Imperii Romani vorgesehen.143 Auf Grund dieser Arbeit wird es später möglich sein, mit detaillierten Karten einzelner Zeitabschnitte der Antike die Siedlungs- und Populationsströmungen darzustellen. Die so verwollständigte Arbeit an der Tabula Imperii Romani würde kostbare Daten für ein besseres Verständnis der einzelnen historischen Phasen sowie der Rolle und des Einflusses der Eingriffe von aussen und der Einbrüche ins antike Leben ermöglichen, was schon heute aus numisma[1]tischen Depos gut ersichtlich ist. Es ist dringend, dass eine solche Arbeit die Daten der Numismatik auch berücksichtigt, da gerade die den Untergang einzelner Objekte am besten illustrieren.144 Damit wird aber auch die Frage eines besonderen Verzeichnisses aller bisheriger antiker Münzfunde angeschnitten, sowie von deren Bedeutung für das detaillierte Studium der antiken Besiedlung von Slowenien. Da die Dissertationes Pannonicae nicht mehr herausgegeben werden, besteht die Gefahr, dass die Erforschung der kleinen antiken Funde abbricht. Es ist eine grössere Arbeit von I. Mikl über die Terra sigillata aus Poetovio in Vorbereitung, doch gerade auf Grund dieser Studien erweist sich die Problematik als noch kom[1]plizierter, insofern Daten zum Verständnis unserer antiker Altertümer gesucht werden. Unter dem bisher ausgegrabenen Fundgut der Antike sind einige, nur für kleinere Gebiete charakteristische Formen von Keramik und anderem Material stark vertreten. Sehr häufig sind Unterschiede zwischen den antiken Munizipial[1]einheiten, als ein Beispiel einer solchen, auf ein kleineres Gebiet gebundenen Überlieferung können die auf das Gebiet von Neviodunum beschränkten Haus[1]urnen dienen.145 Ähnliche Fälle kommen öfters vor, nur verlieren sich derartige Beispiele in der Menge anderen Materials in Werken allgemeinen Charakters. Deshalb wäre es notwendig mit der Vorbereitung von Verzeichnissen und Mono[1]graphien einzelner antiker Nekropolen, aufgeteilt nach Munizipialeinheiten so wie die Epigraphika, zu beginnen, da gerade dieses zeitlich begrenzte Fundgut viel[1]fältige Möglichkeiten für typologische und chronologische Bestimmung bietet. In[1]sofern es möglich wäre diese Pläne zu verwirklichen, ergäbe sich daraus die Übersicht über viele Probleme, sei es über das Bestattungsritual, sei es über die Frage der genaueren Bestimmung der materiellen Nachlassenschaft der Antike in unserem Land. Fast alle bisherige Erforschung antiker Posten auf unserem Boden beschränkten sich auf Forschungsarbeiten in grossen, namentlich bekannten Siedlungen, so wie Emona, Poetovio, Celeia, Colatio, Nauportus usw. Nur wenig oder besser nichts wurde für eine bessere Kenntnis des Landlebens getan. Deshalb sind uns die grösseren urbanen Siedlungen der Römer noch am besten bekannt, doch sind wegen den unsystematischen Arbeiten auch diese Kenntnisse gering. Etwas günstiger ist der Sachverhalt im Falle von Emona, welche Schmid in den Jahren 1909 bis 1913 fast systematisch bis zur Hälfte ausgegraben hat. Die neueren Forschungen von Stane Gabrovec,146 Jaro Šašel147 und vor allem Ljudmila Plesničar148 haben wesentlich zur bessern Kenntnis von Emona beigetragen. Ausser der genauen Erforschung der Fortifikationsanlage der Stadt — charakterisiert durch eine Mauer und doppelten Graben — und der damit in Verbindung stehenden Forschung über die Entstehung der Stadtmauer, haben auch die Ausgrabungen im Stadt[1]inneren wesentlich zur Verständnis des Rastrums der Stadt und der funktionellenAnordnung des Inneren einzelner Insulen beigetragen. Die stellenweise konzen[1]trierte spätantike Besiedlung — ähnlich wie die Untersuchungen der ursprüngli[1]chen Legionsreste — verlangt noch detaillierter Studien und auch die Lösung somanchen offenen Problems. In erster Linie erwarten wir von den jetzigen syste[1]matischen Forschungsarbeiten eine genauere Kenntnis der Stratigraphie innerhalb der Stadtmauer, was nach den Daten Schmids eine der schwersten Aufgaben ist. Eine zweite solche Aufgabe wären in Emona die topographischen Untersuchungen der unmittelbaren Umgebung der Stadt, der Anlegeplätze, der Werkstätten usw., was durch die dichte Verbauung des Terrains sehr erschwert ist. Ähnlich ist in Celeia die Hauptaufgabe der Forschung die genaue Topographie der Stadt, die vor allem den Eindruck einer ungewöhnlichen Kontinuität des Lebens an einem und denselben Ort erweckt. Während zur Zeit der Illyrer die Spitze des Miklavški hrib besiedelt war,149 umfasste die Spât-La-Tène-Besiedlung schon die nördlichen Abhänge und die Plateaus von Miklavški hrib,150 wo auch ein besonderes Kultstättenviertel entstand;151 die antike Celeia lag in der Ebene.152 Zur Untersuchung aller erwähnter Phasen sind verständlicherweise langjährige Studien notwendig, doch dürften gerade hier die besten Resultate erwartet werden. Die zweite Frage, eben von Vera Kolšek angeschnitten, ist das Problem der Stadt[1]mauer und des Umfanges der antiken Besiedlung in der Ebene. Beide Probleme werden wahrscheinlich gleichzeitig mit einer gründlichen Topographie der bis[1]herigen Funde gelöst werden. Zahlreiche Ausgrabungen in Poetovio haben schon wesentlich zur Kenntnis einzelner Stadtteile beigetragen, doch ist es das nicht zu unterschätzende Verdienst von R. Bratanič und I. Mikl, dass das ganze Gebiet von Poetovio als lebendiger Organismus dasteht, mit dem reichen Viertel auf der Panorama und der einge[1]zeichneten Ausdehnung der Stadt am rechten Ufer der Drau im Raum zwischen Breg und Hajdina. Nach B. Sarias153 Lokation des Legionslagers im Inundiergebiet der Drau, bekam diese auf dem Verlauf der Wasserleitung von Hoče nacht Poetovio beruhende Hypothese ihre Bestätigung durch den Fund einer kleinen Bronzeplatte mit der Inschrift Marcii | L(ucii) Co(rnelii) Mae\{cia) Cilonis | c(enturionis) leglionis) XIII Gem(inae),154 Ein eigenes Kapitel bei der Erforschung der Reste von Poetovio stellt das Problem der Spätantike und der damaligen Rolle von Poetovio dar. Zu dieser Kenntnis haben R. Egger,155 J. Klemenc156 und J. Šašel157 Wesentliches beigetragen. Die Stadt scheint sich noch bis ins sechste Jahrhundert hinein erhalten zu haben, was auch der in der Spätantike errichtete Turm auf Grajski grič beweist. Bei den Ausgrabungen in Neviodunum treten vor allem drei Probleme in den Vordergrund. Das erste ist die genaue Topographie der Siedlung, das zweite die noch immer offene Frage, ob die Siedlung keltischen Ursprungs ist — die bishe[1]rigen Funde sprechen dagegen, denn es gibt unter dem Fundgut kein Stück, das der La-Tène-Zeit zugeschrieben werden könnte. Die ältesten Funde gehören, soviel uns heute bekannt ist, den ersten zwei Jahrzehnten unserer Zeitrechnung an. Das dritte Problem ist das der Stadtmauer, denn von den grossem Siedlungen scheint nur Neviodunum ohne Stadtmauer gewesen zu sein. Um nach dem ausgegrabenen umfangreichen Anlegeplatz zu urteilen war es vielleicht als Handelsemporium entstanden und hat nie als Militärposten gedient. Aus dem Diagramm der bishe[1]rigen Münzfunde ist ersichtlich, dass das Leben in Neviodunum im Jahre 376 abbricht, was mit dem Einbruch der Sarmaten158 ins Savegebiet und mit der Auflassung des Donaulimes in Verbindung gebracht werden könnte. Doch wärefür diese Schlussfolgerung noch ein genaueres Studium und eine neue Bestätigung notwendig. Zu den historisch wichtigsten archäologischen Denkmälern in Slowenien ge[1]hören die spätantiken Sperren am Karst — C la u stra A lp iu m Iu lia r u m -159 Die Topographie dieser Denkmäler wurde gerade abgeschlossen.160 Damit sind die bisherigen Ansehauungen über den Verlauf und den Plan der Fortifikatioo ver[1]vollständigt, gleichzeitig gelang es die Gebiete des vermeintlichen Verlaufes der Mauern zu rekognoszieren und sie kartographisch zu fiksieren. Erst auf Grund der systematischen Topographie der gesamten Sperre wird es möglich sein Schlüsse zu ziehen und auf einige Probleme des strategischen Entwurfs der Fortifikation hinzuweisen. Das durch diese Forschungen zu lösende Problem betrifft die ganze Spätaintike und eine Reihe von in der Spätantike gebauten Refugien, wie Velike Malence,161 Nadliški hrib,162 Križna gora,163 Vranje bei Sevnica,164 Limberk bei Čušperk,165 Rifnik166 und andere.167 Die nächste Arbeitsphase wird der Anfang der Ausgrabungen aller Mauer[1]reste und der unmittelbar an die Sperre gebundenen Posten sein; ferner das Sammeln von Daten über spätantike Posten und andere Denkmäler der Spät[1]antike.168 Erst nach dem Studium aller Überreste der Spätantike wird es möglich sein, viele damit verbundene Fragen anzudeuten und zu lösen. Grundlegend ist heute die Erforschung und Lösung der Probleme, die mit der Entstehung der Sperre und mit ihrer Rolle bei der Verteidigung der Westgebiete des Imperiums verbunden sind. Beim Studium der Geschichte der an der Sperre liegenden Orte tauchen noch Probleme auf, die mit der Stationierung des Militärs, den Durch[1]gängen durch die Mauer, dem Strassermetz, der Versorgung und den Verbindungen zwischen einzelnen Abschnitten der Sperre Zusammenhängen, ferner auch mit der Rolle der Lager a d P ir u m 169 und C astra.™ Eine grosse, noch vor uns liegende Aufgabe, ist die Erforschung des Land[1]lebens in der Antike. Gewiss haben Bauern, Jäger, Erzsucher, Steinmetze in abgele[1]genen Steinbrüchen, Schiffer und viele andere weit von den antiken Zentren gelebt. Zahlreiche Funde kleiner Gegenstände beweisen das Reichtum des Landes, darunter am besten die Funde von Polhov Gradec,171 Čemelo bei Stična,172 Bršljin bei Novo mesto173 und andere.174 Doch wissen wir heute nicht einmal, wo das unmittelbare Stadtgebiet aufhört, wie weit die durch die Centuriation bestimmten Besitze der Kolonisten reichen, wie die Abgrenzung gegen die Einheimischen verlief, wie in der ersten Zeit und in der Spätantike das Dorfleben und das Leben einzelner Gehöfte aussah. Es ist auch noch keine m a n sio oder m u ta tio erforscht.175 Gerade die Lösung dieser Probleme wird eine dankbare Aufgabe der nahen Zukunft sein, denn die Beantwortung der gestellten Fragen kann bald nach dem Erscheinen der archäologischen Karte erwartet werden. Der Bericht des Velleius Paterculus (II 110, 5): in o m n ib u s a u te m P a n n o n iis n o n d is c ip lin a e ta n tu m m o d o , se d lin g u a e q u o q u e n o titia R o m a n a e, p le risq u e e tia m litte r a r u m u su s e t fa m ilia r is a n im o ru m era t e x e r c ita tio , beweist den frühen Ge[1]brauch des Lateinischen im Savegebiet. Doch darf man diese Überlieferung nicht verallgemeinern, berichtet doch der heilige Hieronymus aus der dalmatinisch[1]pannonisclien Grenzstadt S tr id o n , dass noch zu seiner Zeit — gegen Ende des 4. Jahrhunderts — die Einheimischen der Umgebung »barbarisch«, d. h. Illyrisch, gesprochen haben. Die Ausgrabungen von J. Klemenc176 brachten archäologische Beweise für ein reiches Kulturleben im südlichen N o ricu m . Ohne dem wäre unser Wissen nichtgrösser als in obiger Überlieferung, da bei den Grabsteinen im Gebiet von Emona und Neviodunum und in ganz Primorsko jede plastische Dekoration fehlt. Die Grabmäler in Šempeter vermitteln uns, ausser der Kenntnis des antiken Grabes[1]rituals und vieler Fragen der Architektur und des Konzeptes der Denkmäler vor allem auch die Verständnis der Vorstellungswelt der antiken provinziellen Magna[1]ten. Die Wünsche des Bestellers und seine Lebensauffassung sind bei der Aus[1]arbeitung des Grabmals tonangebend. Mit dem Symbolismus ihrer Grabsteine haben die Magnaten unseres Landes das Südnoricum und die benachbarten slo[1]wenischen Gegenden mit dem Kulturgut der Römer und Griechen verbunden. Die mythologischen Szenen — der Schatzkammer des hellenischen Geistes, Homers Ilias und anderer Überlieferung entnommen — zeigen nicht nur eine gute Kenntnis, sondern auch ein intimes Nacherleben dieser Kunstwerke. Die einzelnen Szenen aus der Ilias, auf dem Grabmal der Prisciniani, sind kongenital dargestellt. Sie führen uns den schweren Weg Iphigeniens bis zu ihrer Rückkehr in den heimi[1]schen Kreis mit einer Ausdruckskraft, die derjenigen Homers auf seinem Weg bis zum Brand Trojas nicht nachsteht. Dieselbe Symbolik und dasselbe Erlebnis ver[1]mitteln auch die Szenen des Satyrs mit der Nymphe, von Herakles und Alcestis, des Ganimeds und die vollendete und erlebte Szene des Abschiedes der geliebten Tochter Europa. Das ausgeprägteste Monument dieser Anschauung in unserem Gebiet ist Orpheus’ Denkmal in Ptuj.177 Dieses Bild wird ergänzt durch die vergilianischen Reminiszenzen der in die Ziegel (CIL III 1017 und 10864) aus den nahen pannonischen Töpferwerkstätten eingeri'tzten Texte. Sie sprechen dafür, dass in den Schulen Werke der grossen Dichter der Antike gelesen wurden. Das dürfte auch die Inschrift des Lehrers in Neviodunum (CIL III 10605) : C(aius) Marcidus C(ai) f(ilius) | Celler | praec(eptor) Gr(aecus) usw. bestätigen. Ein Beweis für den Reichtum des Kulturlebens sind auch die Grabmäler mit der Griechischen Inschrift aus Ptuj, so wie auch das Grabmal der Urbana aus dem ersten Jahrhundert178 und das des Bischofs von Ce[1]leia179 aus dem sechsten Jahrhundert, auf denen die Inschrift in Versen verfasst ist. Die enge Verbundenheit unseres Landes mit den antiken Geistengrössen be[1]weisen zwei an die Emonenser gerichteten Briefe des heiligen Hieronymus. Ein anderer Brief, an seinen Freund Helidor gerichtet, beschliesst die Beschreibung der antiken Kultur in unserem Land: Viginti et eo amplius anni sunt, quod inter Constantinopolim et alpes lulias quotidie Romanus sanguis effunditur. Scythiam, Thraciam, Macedoniam, Dardaniam, Daciam, Thesaliam. Achaiam, Epiros, Dal[1]matiam cunctasque Pannonias Gothus, Sarmata, Quadus. Alanus, Hunni, Vandali, Marcomanni vastant, trahunt, rapiunt. Quot matronae, quot virgines Dei et in[1]genua nobiliaque corpora his beluis fuere ludibrio? Capti episcopi, interfered pres[1]byteri et diversorum officia clericorum. Subversae ecclesiae, ad altaria Christi stabulati equi, martyrum effossae reliquiae: ubique luctus ubique gemitus pavor et plurima mortis imago. Romanus orbis ruit.

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Author Biography

Peter Petru

Zavod za spomeniško varstvo SRS, Ljubljana

Published

1965-05-03

How to Cite

Petru, P. (1965). Nekateri problemi provincialno rimske arheologije v Sloveniji. Arheološki Vestnik, 16(1). Retrieved from https://ojs.zrc-sazu.si/av/article/view/10027

Issue

Section

Communications at the VI congress of the archaeologists of Yugoslavia