Kafka durch Kelsen: über die Natur des normativen Sollens

Abstract

Der Beitrag versteht sich als Kommentar eines Abschnittes aus Kafkas Prozeß, der einige Schlüsselmomente für die vorliegenden Gedanken über das Recht und im Recht behandelt. Die Reflexionen von Kafkas Helden werden unter dem Gesichtspunkt von Kelsens Theorie der Norm betrachtet, wobei vor allem die Frage der normativen Notwendigkeit analysiert wird. Der Beitrag versucht zu beweisen, daß es hinsichtlich des rechtlichen Sollens sinnvoll ist, von seiner spezifischen Autorität zu reden, obwohl es logisch unbegründbar und durch den Unterschied Wahres/Unwahres nicht zu fassen ist. Dabei wird vor allem auf das Verhältnis zwischen der normativen Notwendigkeit und dem Sollen verwiesen: das Sollen kann ohne einen entsprechenden willentlichen Akt weder entstehen noch verwirklicht oder angewandt werden, wobei natürlich das Wollen und die Norm zwei irreduzible Entitäten bleiben, die keinesfalls miteinander vermengt oder gleichgesetzt werden dürfen.